Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Das anbetende Herz der Kirche

In meinem Urlaub war ich unter anderem bei Schwestern der heiligen Klara am Bodensee zu Gast. Ihre Gründung ist noch nicht so alt und die Gründerin lebt noch. Ihre Grundidee und die Ordensregel gehen auf eine Frau zurück, die im 13. Jahrhundert gelebt hat. Klara wird in Assisi als Tochter adeliger Eltern geboren und wächst behütet und beschützt auf. Aber, weil sie ihre Mutter bei ihren karitativen Diensten zu den Armen und Aussätzigen begleitet, erkennt sie sehr schnell, dass nur ein Teil der Stadtbevölkerung reich und wohlhabend ist, und sie spürt, dass es schweres Unrecht ist, die Armen in ihrer Armut verkommen zu lassen. 

Dann erlebt sie Franziskus und seine junge Bruderschaft, die im Dom nebenan und auf den Plätzen predigen und arm unter den Armen leben. Da entdeckt sie, dass das genau ihr Leben werden wird, verlässt das sichere und behütete Leben und geht zu den Brüdern. Später werden ihr zwei ihrer Schwestern und sogar ihre Mutter nach San Damiano folgen und das Leben der armen Frauen von Assisi mit Klara teilen. 

Diese starke junge Frau wird fast 50 Jahre lang ihre Gründung leiten und alle Angriffe von innerhalb und außerhalb der Kirche energisch abwehren. Sie entwickelt weiter, was sie bei Franziskus und den Brüdern gesehen und erlebt hat und schreibt als erste Frau der Kirche eine eigene Ordensregel für ihre Lebensform. Bei ihr entsteht das, was wir heute als Netzwerk selbstverständlich kennen. Mit vielen gleichgesinnten Frauen in Europa ist sie verbunden und einige Briefe von ihr sind uns erhalten. Die Schwesterngemeinschaft in San Damiano gilt als prägende Gemeinschaft junger, gut gebildeter Frauen, die die Kirche verändern werden. 

Das Privileg der Armut, das sie in ihrer Ordensregel festlegt, wollen ihr der Papst und die Kirchenoberen nicht gewähren. Erst zwei Tage vor ihrem Tod wird der Papst ihr persönlich die unterzeichnete und genehmigte Ordensregel bringen. Die feuerflammende Liebe zu Christus und zu allen Menschen prägt ihre Schwestern bis heute und sie sind das anbetende Herz der Kirche.

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