"Esta es la juventud del Papa" - "Dies ist die Jugend des Papstes", tönte es am Dienstagabend rhythmisch aus zahllosen Kehlen auf dem Petersplatz. 120.000 junge Leute waren zur Eröffnungsmesse des Weltjugendtreffens gekommen, zu dem der Vatikan bis Sonntag mindestens eine halbe Million Menschen erwartet. Und am Ende der Feier erschien überraschend der, für den viele der Gäste aus 146 Ländern angereist sind: Papst Leo XIV.
"Ihr seid das Salz der Erde, ihr seid das Licht der Welt", rief er der jubelnden Menge nach einem "Buonasera! Buenas tardes! Good evening!" und einer ausgiebigen Begrüßungsfahrt im Papamobil über die eng besetzte Piazza und die angrenzende Via della Conciliazione zu.
Gerade senkte sich die Sonne über dem Vatikan, ein laues Lüftchen wehte. "Die Welt braucht die Botschaft der Hoffnung, und ihr seid dieses Zeichen der Hoffnung in der Welt", so der gebürtige US-Amerikaner im Wechsel auf Italienisch, Englisch und Spanisch.
"Wir wollen Frieden in der Welt!"
Er schwor die Jugendlichen darauf ein, Zeugen der Versöhnung in einer von Konflikten zerrissenen Welt zu sein und für den Frieden zu schreien. "Sagen wir alle: ,Wir wollen den Frieden in der Welt!'", rief er in seiner kurzen, aber prägnanten Botschaft, die er vom Altar vor dem Petersdom aus hielt. Prompt kam das Echo aus der Menge, in der unzählige Fahnen aus Argentinien, Italien, Belgien, Japan, Polen, Senegal, Palästina oder der Ukraine geschwenkt wurden.
"In den kommenden Tagen werdet ihr die Gelegenheit haben, eine Kraft zu sein, die die Gnade Gottes bringen kann, eine Botschaft der Hoffnung, ein Licht für die Stadt Rom, für Italien und die ganze Welt", so der Mann in Weiß, bevor er wieder auf den weißen Geländewagen stieg.
Die jungen Leute indes feierten noch bis in die Nacht hinein - sich selbst und den Papst. "Ich bin sehr begeistert von ihm", so Judita aus Krakau. "Er ist uns ganz nah, das spürt man." Die "Jugend des Papstes" hat teils lange Reisen auf sich genommen, um Robert Francis Prevost, seit 8. Mai Papst Leo XIV., zu sehen. Für Juan aus Panama hat sich der teure Flug gelohnt. "Er ist sehr sympathisch und versteht unsere Probleme", ist er überzeugt. Ohnehin hat der Papst als Quasi-Südamerikaner bei ihm einen Stein im Brett: Fast 20 Jahre lang war Leo als Priester und Bischof in Peru, hat sogar dessen Staatsbürgerschaft und ist fast "Muttersprachler".
Ein Weltbürger
Chloë aus Nîmes bedauert ein wenig, dass kein Franzose zum Papst gewählt wurde, aber Prevost habe ja nicht nur italienische und spanische, sondern auch französische Wurzeln. "Ich mochte Franziskus gerne, aber Leo scheint sehr freundlich und klug zu sein." Jérémie aus dem Kongo schätzt am neuen Papst seine positive Ausstrahlung und reiche Erfahrung. "Er ist ein Weltbürger, genau das brauchen wir heute", so der Pharmazie-Student.
Schon am Morgen hatte der Papst bei einem Treffen mit katholischen Influencern und einer Audienz für Taufbewerber von der Gefahr von Fake News, Sex und Drogen gesprochen; vor allem aber von der Notwendigkeit, Netzwerke für den Frieden zu knüpfen - sein Thema seit seiner Wahl zum 267. Papst der Kirchengeschichte vor rund 80 Tagen.
Tennis und Social Media
Sein Vorgänger Franziskus kam bei jungen Leuten gut an. Vor fast exakt einem Jahr wurde der damals 87-Jährige bei der internationalen Ministrantenwallfahrt von 70.000 Jugendlichen gefeiert. Beim Weltkindertag im Mai 2024 hatte Franziskus den liebevollen Spitznamen "Großvater der Welt" erhalten. Das passt nicht zu Leo XIV., der Tennis spielt, seit Jahren in Sozialen Medien zu Hause ist und eher einen leisen Humor pflegt.
"Er hat sowas Verschmitztes", meint Lorenz aus Berlin. "Ich fand klasse, dass er neulich eine Pokemon-Karte unterschrieben und ein Basecap aufgesetzt hat", so der Publizistik-Student. Tim aus Mainz lobt Leos Umgang mit US-Vizepräsident JD Vance. "Er hat ihm auch auf Social Media Kontra gegeben für seine Ansichten über Migranten."
Paul, der mit seiner Schwester Maria aus Lübeck angereist ist, wirkt noch beeindruckt von Leos Auftritt, während er seine große Deutschlandfahne einrollt. Auf die nächsten Tage sind beide sehr gespannt. Spätestens am Wochenende wird es ein Wiedersehen mit Leo XIV. bei einer Gebetsnacht und der großen Abschlussmesse geben. Aber bis dahin hat die "Jugend des Papstes" noch viel Zeit zum Feiern, Beten, Singen.