Bistum Trier gibt Tipps zur Biodiversität vor der Kirchentür

"Eine Beziehung zur Natur herstellen"

Artenschutz beginnt nicht nur vor der Haus-, sondern auch vor der Kirchentür. Barbara Scharzt von der Katholischen Erwachsenenbildung im Bistum Trier erklärt, warum auch die kirchliche Mitarbeit beim Erhalt der Schöpfung wichtig ist.

Autor/in:
Bernd Hamer
Nahaufnahme von Bienen, die Nektar von Orangenblumen in einem pulsierenden Sommergarten sammeln und so Biodiversität fördern / © Molishka (shutterstock)
Nahaufnahme von Bienen, die Nektar von Orangenblumen in einem pulsierenden Sommergarten sammeln und so Biodiversität fördern / © Molishka ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Warum ist Artenschutz auch die Pfarreien vor Ort ein wichtiges Thema?

Barbara Schartz (Katholische Erwachsenenbildung im Bistum Trier): Die Wissenschaftler sagen uns, dass wir ein massives Artensterben haben. Völlig klar ist, dass damit auch genetische Ressourcen verloren gehen. Das kann uns in Zukunft übel auf die Füße fallen.

Viele Tiere und Pflanzen sind verzichtbar, da passiert nichts. Aber es gibt auch Schlüsselarten, die wegfallen. Dann geht ein ganzes Biotop damit große Kreisläufe verloren.

Barbara Schartz

"Wir wissen nicht, was wir uns durch das massive Artensterben einhandeln."

Wenn insgesamt alles zusammenhängt, hängt die Produktion von Sauerstoff daran sowie die Produktion von Lebensmitteln. Wir wissen nicht, was wir uns durch das massive Artensterben einhandeln.

DOMRADIO.DE: Was kann in den Pfarreien vor Ort für den Artenschutz getan werden?

Schartz: Was wir alle vor Augen haben, sind die Flächen um die Kirche, das Pfarrhaus und den kirchlichen Kindergarten. Diese Flächen können wir zum Beispiel mit Verbundsteinen belegen, statt sie zuzubetonieren. Dann kann Wasser noch durchlaufen oder in den Fugen der Steine kann das eine oder andere Kraut stehen bleiben. Die Frage bei Gartenflächen und Grünflächen ist auch, wie das bewirtschaftet wird. Haben wir zum Beispiel einen wilderen Garten, in dem Artenvielfalt stattfinden kann?

Barbara Schartz

"Das kann man nicht von heute auf morgen ändern."

DOMRADIO.DE: Gerade im Garten haben es die meisten aber gerne ordentlich und nicht wild wuchernd, oder?

Schartz: Ich glaube, das ist nicht zu unterschätzen, dass das auch eine Frage der Ästhetik ist, was man schön findet. Indem man das erklärt, kann man das dennoch nicht von heute auf morgen ändern. Das ist ein langwieriger Prozess.

Barbara Schartz

"Es bringt nichts, wenn Insekte ein Hotel, aber kein Buffet haben."

DOMRADIO.DE: Gibt es noch andere konkrete Möglichkeiten?

Schartz: Beliebt sind die Insektenhotels, die es überall gibt. Die stehen wahrscheinlich schon in vielen Kindergärten und vielleicht auch an Pfarrhäusern. Dabei ist anzumerken, dass es erstens viele schlechte Insektenhotels gibt, die nicht besiedelt werden. 

Garten der Biotopkirche von Walldorf an der Werra mit Bauerngarten und Liegebank am 1. Mai 2022. / © Alexander Brüggemann (KNA)
Garten der Biotopkirche von Walldorf an der Werra mit Bauerngarten und Liegebank am 1. Mai 2022. / © Alexander Brüggemann ( KNA )

Zweitens bringt es nichts, wenn Insekten ein Hotel, aber kein Buffet haben. Dann sind wir wieder bei den "unordentlichen" Gärten und bei der Gestaltung der innerörtlichen Flächen. Ein anderes Thema sind Fledermäuse und Schwalben, die in Kirchen oder auch in Privathäusern wohnen.

Barbara Schartz

"Es hilft mir dabei, eine Beziehung zu der Natur herzustellen."

DOMRADIO.DE: Viele dieser Tipps kann ich auch bei mir zu Hause anwenden. Artenschutz fängt nicht nur vor der Kirchentür, sondern auch vor unserer Haustür an, oder?

Schartz: Ja, jeder kann im Prinzip dazu beitragen. Jeder, der eine Fläche hat, kann dazu beitragen. Man kann sich entscheiden, die Fläche zu betonieren und eine Plastikblume hinzustellen oder eben eine lebendige Blume zu pflanzen. 

Zum Glück sind inzwischen sehr viele Menschen unterwegs, die auf ihrem Balkon Artenvielfalt im Blumenkasten anbieten und sich ein Insektenhotel hinstellen. Dadurch kann man die Tiere besser beobachten. 

Insofern hilft das Insektenhotel mit einem kleinen Nahrungsangebot auf dem Balkon nicht nur dem Insekt, sondern auch meiner Einstellung. Es hilft mir dabei, eine Beziehung zu der Natur herzustellen.

Das Interview führte Bernd Hamer.

Achtung der Unversehrtheit der Schöpfung im Katechismus

Das siebte Gebot verlangt auch, die Unversehrtheit der Schöpfung zu achten. Tiere, Pflanzen und leblose Wesen sind von Natur aus zum gemeinsamen Wohl der Menschheit von gestern, heute und morgen bestimmt [Vgl. Gen 1,28-31]. Die Bodenschätze, die Pflanzen und die Tiere der Welt dürfen nicht ohne Rücksicht auf sittliche Forderungen genutzt werden.

Symbolbild Natur, Umwelt, Schöpfung, Fortschritt / © Love the wind (shutterstock)
Symbolbild Natur, Umwelt, Schöpfung, Fortschritt / © Love the wind ( shutterstock )
Quelle:
DR

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