Tombola in bayerischer Gemeinde sorgt für Protest bei Tierschützern

Drei Pfarrschweine für die Orgelsanierung

Im Pfarrgarten von Aufkirchen bei Gerolfingen mästet die Kirchengemeinde drei Pfarrschweine. Die drei Duroc-Schweine werden für die teure Orgelsanierung verlost. Radikale Tierschützer rufen deswegen zum Protest auf.

Autor/in:
Daniel Staffen-Quandt
Die drei Duroc-Schweine Lina, Frederick und Tinkia in ihrem Gehege in Aufkirchen / ©  Timm Schamberger (epd)
Die drei Duroc-Schweine Lina, Frederick und Tinkia in ihrem Gehege in Aufkirchen / © Timm Schamberger ( epd )

Pfarrer Christian Dellert ist die Ruhe selbst. "Die Stimmung vor Ort ist sehr entspannt", sagt der evangelische Gemeindepfarrer von Aufkirchen, einem kleinen Ortsteil von Gerolfingen am Fuße des mittelfränkischen Hesselbergs. 

Zwar habe er in den vergangenen Tagen 60 bis 70 E-Mails von Tierschützern zur aktuellen "Pfarrschweine-Aktion" seiner Gemeinde bekommen. "Aber die waren eigentlich fast alle höflich formuliert - auch wenn sie einen anderen Standpunkt vertreten", berichtet er. Auslöser für diese mittelgroße Protest-E-Mail-Welle ist offenbar die Tierrechtsorganisation Peta.

Karl Weinländer füttert am 22.07.2025 in Aufkirchen die Duroc-Schweine Lina, Frederick und Tinkia / ©  Timm Schamberger (epd)
Karl Weinländer füttert am 22.07.2025 in Aufkirchen die Duroc-Schweine Lina, Frederick und Tinkia / © Timm Schamberger ( epd )

Schon zum zweiten Mal mästen sie im Aufkirchener Pfarrgarten drei Duroc-Schweine. Nicht zum Selbstzweck oder als Streichelzoo, sondern für die historische Barockorgel in der St. Johanniskirche. Die versuchen sie schon seit vielen Jahren instand setzen zu lassen. 

Doch das Unterfangen ist allen Zuschüssen und Spenden zum Trotz ein finanzieller Kraftakt. Da kommen die drei Schweine Frederick, Tinkia und Lina ins Spiel. Denn sie sind einer der Hauptgewinne einer Losaktion, besser gesagt: ihr Fleisch und was der örtliche Metzger daraus alles macht.

Insgesamt wollen die Aufkirchener 2.500 Lose für jeweils vier Euro verkaufen. Am Tag des Schlachtschüssel-Fests, dem 8. November, sollen dann 100 Lose gezogen und mit Preisen bedacht werden - unter anderem dann auch mit Würsten und anderen Schweinefleisch-Produkten. 

Kostenpunkt: 400.000 Euro 

Der Hauptpreis sind zwei Musical-Tickets. Der Erlös der Aktion soll in die Sanierung der Orgel fließen, die mit Baujahr 1663 eine der ältesten Süddeutschlands sein soll - und in großen Teilen auch noch aus den Original-Teilen besteht. Ein Schatz, den sie in Aufkirchen seit vielen Jahren schon versuchen, zu retten: Kostenpunkt: 400.000 Euro plus x. 

Pfarrer Dellert räumt ein, dass die Aktion auch im Dorf nicht alle toll finden: "Es gibt schon ein paar wenige, die sagen: Meine Aktion ist das nicht." Allerdings, und darauf weist der evangelische Theologe hin, gehörten die Schweinehaltung und der Anbau von Gemüse im eigenen Garten zum Pfarrerdasein im ländlichen Franken dazu. 

Nicht umsonst haben viele der ländlich gelegenen Pfarrhäuser große Gärten. "Und", sagt Pfarrer Dellert, "die Menschen auf dem Land haben kein Problem mit Landwirtschaft, mit Nutztierhaltung und dem Essen von Schweinefleisch aus guter Haltung."

Fast schon Bio-Bedingungen

Die hat das zuständige Veterinäramt der Kirchengemeinde bestätigt. Fast schon Bio-Bedingungen seien das für die drei Schweine im Pfarrgarten: viel Platz, viel frische Luft, gutes Fressen und regelmäßig Besuch. 

"Im Kirchenvorstand hatten wir auch überlegt, unsere Schweine direkt beim Bauern am Hof zu halten, aber wir wollten ein Projekt mitten in der Gemeinde", sagt Dellert. Das Fazit des Pfarrers: Die "Gemeindeschweine" seien "absolut gemeinschaftsbildend", schließlich kümmerten sich viele Menschen zusammen um die drei Tiere.

Konkret sieht das Kümmern so aus: "Es gibt zwei Schweinehirten aus unserer Gemeinde, Karl und Gerhard Weinländer, die füttern morgens und abends", sagt der Gemeindepfarrer. Bauern, Futterunternehmen und Schrotmühle haben sich als Futter-Sponsoren gefunden. 

Die Kinder und die Senioren der Gemeinde haben Futterrüben gesät, die im Oktober dann auf dem Speiseplan der Schweine stehen sollen, erläutert Christian Dellert: "Ich finde ja, Kinder sollen sehen und lernen, woher das Fleisch und die Wurst kommen."

"Lautstarke Minderheitenmeinung"

Das sehen die Peta-Aktivisten freilich anders. Sie sprechen von einem "makaberen" Vorhaben, den drei Schweinen zuerst Namen zu geben und dann "ihre Leichenteile als Preise wie auf einem Jahrmarkt zu verlosen". 

Die öffentliche Peta-Kritik hat wohl auch zu den kritischen E-Mails an Pfarrer Dellert geführt. Er hält diese für eine "lautstarke Minderheitenmeinung", mit der die Menschen im Ort gut umgehen könnten. Mit Protesten der Tierschützer zum Fest am 8. November rechnet er nicht: "Wir sind mitten im schönen Nirgendwo - die kommen nicht zu uns."

Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern

Von Aschaffenburg bis Berchtesgarden gehören Millionen Menschen zur Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. Obwohl es manche Gemeinden bereits seit der Reformationszeit gibt, wurde die Bayerische Landeskirche erst 1809 gegründet.

Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern ( ELKB) hat mehr als 2 Millionen Gemeindeglieder (2.025.821; Stand 31.12.2024) in 1.525 Kirchengemeinden. Damit ist sie die drittgrößte der 20 evangelischen Landeskirchen in Deutschland. Das Kirchengebiet ist nahezu deckungsgleich mit dem Bundesland Bayern.

Symbolbild Evangelische Kirche in Bremen / © Masson (shutterstock)
Symbolbild Evangelische Kirche in Bremen / © Masson ( shutterstock )
Quelle:
epd