DOMRADIO.DE: Am Sonntag steht in Ihrer Kirche ein Beatles-Gottesdienst auf dem Programm. Mit den Beatles haben Sie vor zehn Jahren angefangen. Zwischendurch hatten Sie Lieder anderer Künstlerinnen und Künstler, zum Beispiel von Taylor Swift. Warum jetzt wieder die Beatles?
Vincenzo Petracca (Citypfarrer der Heiliggeistkirche Heidelberg): Die letzten Gottesdienste zielten stärker auf eine jüngere Zielgruppe. Unser Ansatz ist grundsätzlich, mit den Rock- und Pop-Gottesdiensten Leute anzusprechen, die nicht nur Orgelmusik hören, sondern auch Popmusik und gerne Popmusik im Gottesdienst hätten. Vor zehn Jahren haben mit der Musik der Beatles mal angefangen.
DOMRADIO.DE: Was war damals die Idee dahinter?
Petracca: Wir wollten ausprobieren, ob es funktioniert, statt Kirchenliedern Beatles-Lieder zu singen. Die Gemeinde sollte sie singen. Genau das machen wir jetzt nach zehn Jahren noch einmal. Zu beachten ist, dass die Lieder bekannt sein müssen. Sie müssen leicht singbar sein. Da eignen sich die großen Beatles-Hits. Denn die Band hatte auch eher schwierige Lieder gemacht. Die eignen sich jetzt nicht so.
DOMRADIO.DE: Die Beatles waren also Ihr Auftakt. Dann gab es eine ganze Reihe weiterer Künstler: Madonna, Peter Gabriel, Bob Dylan, Queen, Michael Jackson, Taylor Swift, jetzt wieder die Beatles. Sie wählen die Künstler nicht zufällig aus. Was haben die alle gemeinsam?
Petracca: Nachdem es damals wunderbar mit den Beatles geklappt hat, haben wir gesagt, dass wir die Reihe fortführen. Interessant finde ich Popkünstler oder Bands, die einen spirituellen Hintergrund haben und sich mit dem Christentum auseinandersetzen. Bei Madonna ist es zum Beispiel eher eine kritische Auseinandersetzung. Interessant ist, zu schauen, was die Künstlerinnen und Künstler spirituell bewegt. Jeder Künstler, jede Band bringt ihr spezielles Thema mit. Bei den Beatles sind es die Themen "Frieden" und "Liebe".
DOMRADIO.DE: Am Sonntag werden zehn bekannte Beatles-Songs gespielt. Alle können mitsingen und auch Ansprache und Liturgie drehen sich eben um die Lieder und die Spiritualität der Beatles. Bei den Beatles gibt es eigentlich gar nicht so eine Nähe zur Kirche.
Petracca: Die Beatles sind stark von östlicher Religion und Philosophie beeinflusst. Sie haben auch ein schillerndes Verhältnis zum Christentum. Das werden wir diskutieren. Aber sie kommen alle aus einem christlichen Umfeld. Sind katholisch oder evangelisch erzogen worden. Zwei tragen sogar die Namen von Aposteln: John und Paul.
Wenn man die Lieder anschaut und wir werden ein paar Lieder analysieren, zum Beispiel bei "Let It Be". Da zitieren die Beatles wörtlich die King James Bibel, die Standardbibel des Englischen an manchen Stellen. Also es gibt sehr wohl Lieder mit starken christlichen Anklängen bis hin zu Bibelzitaten. Das werde ich im Gottesdienst aufzeigen. Nicht nur in der Ansprache, auch in der Liturgie. Wenn man zum Beispiel das Lied "Help" anschaut, ist man ganz schnell bei Psalm 70. Da gibt es vieles, was man da herausziehen kann.
DOMRADIO.DE: Auf welchen Song freuen Sie sich am meisten?
Petracca: Auf "Eleanor Rigby" - ein Song, der unter anderem von einem Pfarrer erzählt, der einsam seine Predigten schreibt, die niemand interessiert. Das gefällt mir.
Das Interview führte Hilde Regeniter.