Die Ordensgemeinschaft der Franziskanerinnen von Au am Inn will Fälle sexualisierter Gewalt und Misshandlung von Kindern in einer von ihr ehemals betreuten Einrichtung aufarbeiten lassen.
Die Schwestern haben dafür das in Berlin ansässige unabhängige Forschungsinstitut Dissens beauftragt, wie es in einer Mitteilung vom Mittwoch heißt. Konkret gehe es um Fälle, die sich im ehemaligen Kinderheim Sankt Josef im oberbayerischen Ramsau bei Haag ereignet haben könnten. Gesucht würden Betroffene und Zeitzeugen, die in Einzelinterviews Auskunft über die Geschehnisse dort im Zeitraum von 1965 bis 1975 geben möchten.
Wie der Geschäftsführer des Ordens, Franz Linner, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) sagte, wurde die Einrichtung 1990 aufgegeben. Die Zahl der Betroffenen, die sich bisher gemeldet hätten, liegt seinen Worten zufolge im einstelligen Bereich. Um sich ein umfassendes Bild für die wissenschaftliche Studie machen zu können, wäre das Institut froh, wenn sich neben möglichen Betroffenen auch Personen meldeten, die die im Heim verbrachte Zeit als positiv in Erinnerung hätten.
Das Forschungsprojekt unterliege dem wissenschaftlichen Datenschutz, heißt es weiter. Die Interviews fänden in einem geschützten Rahmen statt und würden anonymisiert.
Verschiedene Kontaktmöglichkeiten
Interessierte können sich direkt bei dem Forschungsteam unter aufarbeitung-kinderheim-ramsau@dissens.de (mailto:aufarbeitung-kinderheim-ramsau@dissens.de) oder unter (0 15 56) 3 46 82 92 bei Johanna Hess oder unter (0 30) 54 98 75 40 bei Bernard Könnecke melden.
Die Geschichte der Ordensgemeinschaft geht eigenen Angaben zufolge zurück auf die Franziskanerinnen von Dillingen an der Donau, deren Bestehen bis in das Jahr 1241 zurückreicht. 1854 zogen die Schwestern in ihr noch heute bestehendes Mutterhaus in Au am Inn ein, wo aktuell laut Linner zehn Ordensfrauen leben. Von dort aus übernahmen sie im Laufe der Jahre die Trägerschaft unter anderem von verschiedenen Schulen und Kinderheimen.