Neben Vatikan ist auch Genf als Friedensverhandlungsort im Gespräch

Noch steht nichts fest

Seit Tagen wird in Rom über mögliche Friedensverhandlungen für die Ukraine spekuliert. Der Papst hat den Vatikan als Ort angeboten. Doch nun werden offenbar Alternativen geprüft. Im Gespräch sind laut Medien Genf und Istanbul.

Papst Leo XIV. begrüßt den ukrainischen Staatspräsidenten Wolodymyr Selenskyj am 18. Mai 2025 im Vatikan. / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Leo XIV. begrüßt den ukrainischen Staatspräsidenten Wolodymyr Selenskyj am 18. Mai 2025 im Vatikan. / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Der Chef der vatikanischen Diplomatie hat einen US-amerikanischen Medienbericht dementiert, wonach bereits feststehe, dass Mitte Juni im Vatikan Friedensverhandlungen für die Ukraine stattfinden sollen. Die Tageszeitung "Repubblica" (Freitag) zitiert Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin mit den Worten: "Der Heilige Vater hat seine Bereitschaft zum Ausdruck gebracht, den Dialog zwischen den Kriegsparteien zu ermöglichen, aber ich habe noch keine diesbezügliche Antwort erhalten."

Giorgia Meloni (m.) / © Roberto Monaldo (dpa)
Giorgia Meloni (m.) / © Roberto Monaldo ( dpa )

Unterdessen berichten mehrere italienische Zeitungen, dass Ministerpräsidentin Giorgia Meloni in Telefonaten und Kurznachrichten mit ihren europäischen Partnern inzwischen eine Alternative zum Standort Vatikan für mögliche Friedensverhandlungen ventiliert habe. Unter anderem seien jetzt Genf oder erneut Istanbul im Gespräch. "Was zählt, ist der Frieden, nicht der Ort der Gespräche", wird die Regierungschefin zitiert.

Papstbotschafter in Kiew dämpft Erwartungen

Unterdessen dämpfte auch der Papstbotschafter in Kiew, Erzbischof Visvaldas Kulbokas, die Erwartungen. Er sagte der Tageszeitung "Messaggero", Verhandlungen im Vatikan seien "bislang bloß eine Hypothese." Allerdings sei jetzt die Möglichkeit für Gespräche in Rom eröffnet. Aber die vatikanische Diplomatie wisse, "dass es für echte Verhandlungen nicht genügt, eine gute location zu haben. Denn alles hängt davon ab, dass man eine gemeinsame Grundlage findet, um wirklich in Gespräche einzusteigen."

Als warnendes Beispiel nannte der Vatikan-Diplomat die jüngsten Gespräche in Istanbul über einen möglichen Waffenstillstand zwischen Russland und der Ukraine. Diese seien, abgesehen von einigen humanitären Fortschritten, "praktisch gescheitert". Für Verhandlungen brauche es "einen konkreten Rahmen und nicht bloß einen schönen Bildhintergrund".

Die Friedensverhandlungen in Istanbul brachten keinen Fortschritt / © Francisco Seco (dpa)
Die Friedensverhandlungen in Istanbul brachten keinen Fortschritt / © Francisco Seco ( dpa )

Falls es zu Gesprächen im Vatikan käme, würde der Heilige Stuhl allerdings nicht im eigentlichen Sinn als Vermittler auftreten, führte er aus. Die Rolle umschrieb der Diplomat mit den Worten: "Der Vatikan ermöglicht, sorgt für Annäherung und hilft beim Dialog. Deshalb erscheint dieser Ort für einen Dialog der ideale zu sein." Positiv bewertete Kulbokas jüngste Äußerungen des russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill. Dieser habe nun erstmals Entspannungssignale gesendet und von der Notwendigkeit gesprochen, zu einem Frieden zu gelangen.

Vatikanstaat

Welcher Religionsführer hat schon eine Tankstelle und einen Supermarkt unter sich? Und einen historischen Bahnhof. Was nach einer Insel mit zwei Bergen klingt, ist tatsächlich ein Kleinstaat mitten in Europa.

Petersplatz im Vatikan  / © Agustin Jose Jemic (shutterstock)
Petersplatz im Vatikan / © Agustin Jose Jemic ( shutterstock )
Quelle:
KNA