Generalvikar sieht Gemeinsamkeiten zwischen Bienen und Bistümern

"Leidenschaft fürs Leben füreinander"

"Wir können viel von Bienen lernen", sagt der Generalvikar des Bistums Osnabrück anlässlich des Weltbienentags an diesem Dienstag. Ulrich Beckwermert ist zudem Hobby-Imker und verdeutlicht, dass sich Gott in der Schöpfung ausdrückt.

Bienen auf einer Honigwabe / © Julia Steinbrecht (KNA)
Bienen auf einer Honigwabe / © Julia Steinbrecht ( KNA )

DOMRADIO.DE: Sie sind Generalvikar und Hobbyimker. Gibt es eine Schnittmenge bei den beiden Berufen? 

Ulrich Beckwermert (Generalvikar des Bistums Osnabrück und Imker): Es gibt eine große Schnittmenge. Denn man hat mit einem Generalvikariat ein großes Verwaltungszentrum, und ein Bienenvolk ist im Grunde auch eine riesengroße Organisation.

Ulrich Beckwermert (Bistum Osnabrück)

In den Sommermonaten gibt es bis zu 50.000 oder sogar 60.000 Bienen in einem Bienenvolk mit den unterschiedlichsten Aufgaben. Alle wissen, dass es die Königin gibt und die Arbeiterinnen.

Die Arbeiterinnen unterteilen sich jedoch auch nochmal. Es gibt die Stockbienen, die immer im Bienenstock sind, aufräumen und bei der Brut helfen. 

Außerdem gibt es Bienen für die Öffentlichkeitsarbeit. Das Leben einer Sommerbiene dauert so sechs Wochen. In den letzten zwei Wochen in einem Leben einer Sommerbiene, fliegen sie so lange raus, bis sie nicht mehr können. Es gibt viele Dienste und viele Strukturen, damit es funktioniert. Da kann ich als Generalvikar eine Menge für mein Generalvikariat lernen.

Ulrich Beckwermert

"Wir machen in unserer Verkündigung deutlich, dass sich in der Schöpfung der lebendige Gott ausdrückt." 

DOMRADIO.DE: Welche Rolle spielt der Schutz von Bienen in der kirchlichen Schöpfungsverantwortung?

Beckwermert: Es ist so, dass die Schöpfungsverantwortung schon immer eine große Rolle in der Kirche gespielt hat. Theologisch ist es damit zu begründen, dass Gott wahrhaft Mensch geworden ist. Seine Menschwerdung in dieser Welt hat der Schöpfung und dem Menschen eine ganz besondere Würde verliehen, sodass wir gerade in der katholischen Kirche immer sagen, dass diese Kirche eine sichtbare Kirche ist. Eine Kirche, die mitgestaltet, mitprägt, und das auch eben im Bereich der Schöpfung. Das versuchen wir im Bistum Osnabrück, aber ich glaube auch weit darüber hinaus. 

Wir machen in unserer Verkündigung deutlich, dass sich in der Schöpfung der lebendige Gott ausdrückt und in der Schöpfung erfahrbar wird. Deshalb legen wir Wert darauf, dass wir gut und mit viel Verantwortung im Bistum Osnabrück damit umgehen.

Ulrich Beckwermert

"Wenn ich Schöpfung erfahre, ist es auch immer eine Erfahrung des lebendigen Gottes, der in der Schöpfung zu uns spricht."

DOMRADIO.DE: Es wird oft darüber gesprochen, welche biologische Bedeutung die Biene hat. Welche theologische Bedeutung hat die Biene?

Beckwermert: Es ist interessant, dass Jesus bei seiner Verkündigung Bilder aus der Schöpfung genommen hat. Jesus hat von den Lilien des Feldes gesprochen und dass wir von ihnen und den Vögel des Himmels lernen sollen. Ich glaube, dass man das auf weitere Geschöpfe übertragen kann. 

Schwertlilien / © Greerascris (shutterstock)

Papst Johannes Paul II. hat das wunderbar formuliert, weil er einmal gesagt hat, dass die in der Heiligen Schrift enthaltenen Offenbarungen sich wörtlich im Strahlen der Sonne und im Anbruch der Nacht zeigen. Das heißt, wenn ich Schöpfung erfahre, ist es auch immer eine Erfahrung des lebendigen Gottes, der in der Schöpfung zu uns spricht. 

Er hat das mal formuliert, dass die Schöpfung wie ein Buch ist. Ein Buch, dessen Buchstaben von der Vielzahl der im Universum vertretenen Geschöpfe gebildet werden. Das heißt, wenn wir draußen spazieren gehen, wenn wir uns in der Schöpfung bewegen, dann gehen wir, wenn wir so wollen, durch ein riesiges Buch, das von Gott erzählt. 

Ulrich Beckwermert

"Wer die Bienen beobachtet in ihrer Leidenschaft fürs Leben füreinander, der kann eine Menge lernen von dem, was Gott uns schenkt."

Da sind Buchstaben, die sind so groß wie Gebirgszüge oder so tief wie ein Ozean. Da gibt es winzige Buchstaben, so klein wie Ameisen, Läuse oder eben Bienen. Wer die Bienen in ihrer Leidenschaft fürs Leben füreinander beobachtet, der kann eine Menge lernen von dem, was Gott uns schenkt.

DOMRADIO.DE: Wie kann die Kirche helfen, mehr Bewusstsein für Nachhaltigkeit und auch ökologisches Handeln zu schaffen, auch über den Weltbienentag hinaus?

Beckwermert: Es gibt in den Bistümern sehr viele Menschen, die bereits in den Kirchengemeinden engagiert sind. Die achten beispielsweise in Räten auf die Schöpfung, sodass wir längst nicht mehr alles mit Parkplätzen versiegeln und nur glatte Rasenflächen haben, die uns das ganze Wasser gerade bei dieser Trockenheit nehmen. 

Eine Biene sammelt Pollen  (shutterstock)

Wir müssen eine hohe Sensibilität haben, nicht mehr auf Steinbeete, sondern mehr auf Staudenbeete zu setzen. Dort entsteht ein natürlicher Schattenwurf, Tiere können sich verstecken und auch Wasser wird ein bisschen geschützt, weil es da Schatten gibt. Außerdem ist es schlichtweg viel schöner als eine nur grüne Fläche oder nur ein Steinfeld. 

Wir haben alle zwei Jahre einen Umweltpreis, bei dem sich viele engagieren. Wir haben einen Umweltfonds, wo Leute drauf zurückgreifen. Seitens des Bistums schaffen wir viele Anreize, damit Pfarrgärten und Friedhöfe so gestaltet werden, dass es Orte des Lebens werden, vor allem auch für Insekten und Vögel, weil das unsere Verantwortung für die nächste Generation ist.

Das Interview führte Annika Weiler.

Information der Redaktion: Mehr zum Thema gibt es in Ulrich Beckwermert Buch "Wie das Summen der Bienen".

Bistum Osnabrück

Das Bistum Osnabrück besteht seit mehr als zwölf Jahrhunderten. Die Anfänge gehen bis aufs Jahr 780 zurück, als Kaiser Karl der Große in Osnabrück eine Missionsstation errichtete. Im Laufe der Jahrhunderte änderte sich die räumliche Gestalt des Bistums Osnabrück mehrfach.

Sonnenschein am Dom zu Osnabrück / © Nicolas Ottersbach (DR)
Sonnenschein am Dom zu Osnabrück / © Nicolas Ottersbach ( DR )
Quelle:
DR

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