Präsident Trump gefährdet seinen Rückhalt unter US-Katholiken

"Dieser Scherz ist gründlich misslungen"

Donald Trump hat ein KI-generiertes Bild veröffentlicht, das ihn als Papst zeigt. Für viele Katholiken in den USA geht das zu weit. USA-Experte Klaus Prömpers schätzt ein, was das für Trumps Rückhalt unter den US-Katholiken bedeutet.

Donald Trump / © Alex Brandon (dpa)
Donald Trump / © Alex Brandon ( dpa )

DOMRADIO.DE: Am Wochenende hat Donald Trump ein KI-generiertes Bild von sich als Papst gepostet. Hat er damit eine Grenze überschritten, gerade im Hinblick auf gläubige US-Katholiken?

Klaus Prömpers (Journalist): Die einen nehmen es so, die anderen nehmen es anders. Diejenigen, die ihn gewählt haben, immerhin 56% der Katholiken, werden das ein bisschen geschmacklos finden. Aber sie finden auch andere Dinge, die er getan hat oder tut, nicht geschmackvoll. Insofern wird es bei den Fans von Donald Trump keinen großen negativen Effekt erzielen. Bei den anderen gibt es allerdings einen Aufschrei der Empörung und das vor einem zweifachen Hintergrund: Sie finden unmöglich, dass er so etwas sagt, denn kirchenfern wie er ist kaum einer in der Regierung. 

Zweitens rührt er eine alte Wunde von Katholiken in den USA an. Sie wurden bis in die 50er-Jahre missachtet und es war eine große Sensation, als 1962 erstmals in der langen Geschichte der USA überhaupt ein Katholik, nämlich John F. Kennedy, zum Präsidenten gewählt wurde. Insofern sind da große Empfindlichkeiten vorhanden.

DOMRADIO.DE: Selbst unter Trump-Fans in der Bischofskonferenz regt sich Widerstand: Kardinal Dolan aus New York, eigentlich enger Trump-Vertrauter, hat Trumps Aktionen öffentlich kritisiert und gesagt, dass das viele Katholiken beleidigt hätte. Wie gewichtig ist so eine Stimme?

Prömpers: Die ist im Konzert der konservativen Bischöfe der USA gewichtig, aber sie ist nicht so prononciert kritisch, wie man glauben könnte. Er hat ganz vorsichtig gesagt, dass er das nicht gut finde. Andere Bischöfe sind viel entschiedener, wie beispielsweise der Bischof aus Illinois, Bischof Thomas Paprocki, der eine deutliche Entschuldigung des Präsidenten fordert. Das ist umso verwunderlicher, weil die Gesamtbischofskonferenz, wenn ich es richtig sehe, sich nicht dazu durchringen konnte, etwas derartiges zu sagen oder gar zu fordern vom Präsidenten. 

Klaus Prömpers

"Das ist der schlechteste Wert eines Präsidenten in den letzten 100 Jahren nach 100 Tagen."

Das ist doppelt merkwürdig, denn er hat einen starken Eindruck auf viele Katholiken gemacht. In vielen Dingen, die er in seiner ersten und auch zweiten Amtszeit gemacht hat, stehen sie hinter ihm. Ein Moderator und Beobachter der Szene in Washington sagt sehr schön: Wenn das Joe Biden getan hätte oder Barack Obama, wären die Republikaner und die katholischen Kirchenfürsten ausgerastet und hätten ihn an den Pranger gestellt. Bei Trump ist das nicht so. 

Allerdings muss man hinzufügen, dass aufgrund all seiner Tätigkeiten in den ersten 106 Tagen, die er jetzt hinter sich hat, seine Zustimmungswerte erheblich sinken. Sie liegen nach einer neuen Umfrage der Washington Post bei 39 Prozent. Das ist der schlechteste Wert eines Präsidenten in den letzten 100 Jahren nach 100 Tagen.

DOMRADIO.DE: Können die Bischöfe in den USA überhaupt noch eine Meinung nach außen tragen und wie einflussreich ist die? Was kommt bei den Wählerinnen und Wählern an?

Prömpers: Social Media spielen eine sehr große Rolle, dort sieht man doch stark und verbreitet die Kritik am Präsidenten ob dieses Lächerlichmachen des Papstamtes. Er hat das möglicherweise - wollen wir mal zu seinen Gunsten annehmen - als Scherz gemeint, als er auf einer Reporterfrage beim Weißen Haus sagte, er wäre der beste Papst. Aber dieser Scherz ist gründlich misslungen. 

Es gibt immer schräge Scherze in den USA und immer wieder ist die Gefahr, dass die misslingen. In diesem Fall wird er viele verletzt haben, viele Katholiken und manche seiner Anhänger. Denn das geht entschieden zu weit, ein von künstlicher Intelligenz geformtes Bild von Donald Trump als Papst. Eines Mannes, der zum dritten Mal verheiratet ist und der verurteilt worden ist wegen der unzüchtigen Annäherung einer Dichterin in einem Kaufhaus in New York. 

Der auch schon andere Dinge hinter sich hat als Verurteilungen, die gerade nur ausgesetzt sind, weil er Präsident der Vereinigten Staaten ist. Das kommt nicht gut an bei vielen, wenn man auch in der Vergangenheit darüber hinweg gesehen hat. Das könnte sich jetzt ändern. Jetzt kann er sich in der Richtung nicht mehr viel leisten.

DOMRADIO.DE: Könnte man sagen, dass bei den US-Katholiken die Meinung zu Donald Trump derzeit kippt oder es ist es nur ein kurzer Aufreger, der in ein paar Tagen vergessen ist?

Prömpers: Hinzu kommt, was den Alltag der Menschen belastet: seine Wirtschafts- und Handelspolitik, die er betreibt. Mit den Zöllen, die er fordert, dann wieder zurücknimmt, wieder fordert - und das alles sehr erratisch. Das versetzt die Wirtschaft, die Aktien, die Börse und die Anleihen in Unruhe, sodass viele Menschen aus den Anleihen rausgehen. 

Klaus Prömpers

"Insofern ist der Präsident in einer etwas misslichen Lage. Er hat den Bogen überspannt."

In den USA gibt es ein anderes Rentensystem, das sich 401 nennt: 401.000 Dollar muss man ansparen, um halbwegs vernünftig im Alter leben zu können. Die Rücklagen der Menschen, die häufig in Aktien und Anleihen angelegt worden sind, sind also bedroht. Auch da bröckelt die Front bei der Zustimmung von Katholiken und anderen. Insofern ist der Präsident in einer etwas misslichen Lage. Er hat den Bogen überspannt. 

Er ist zu sehr den Einflüsterern gefolgt, die das "Projekt 2025" niedergeschrieben haben, ein Regiebuch und Drehbuch über 900 Seiten, was alles zu erledigen wäre, um aus den USA wieder ein ordentlich christliches, konservatives Land zu machen. Diesen Anspruch kann er schlechter verteidigen, wenn er solch einen schrägen, blöden Witz macht.  

Das Interview führte Moritz Mayer.

Quelle:
DR

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