Erzbischof Gänswein erinnert sich an Wahl zwischen Gott und Freundin

"Phase der Lösung war nicht einfach"

Erzbischof Gänswein musste sich in Jugendzeiten zwischen Theologiestudium und Freundin entscheiden. Er habe sich richtig entschieden, sagt er heute. Der Glaube habe ihm auch bei seinem Rauswurf aus Rom geholfen.

Erzbischof Georg Gänswein / © Paolo Galosi/Romano Siciliani (KNA)
Erzbischof Georg Gänswein / © Paolo Galosi/Romano Siciliani ( KNA )

Erzbischof Georg Gänswein (68), langjähriger Privatsekretär von Papst Benedikt XVI. und seit August 2024 diplomatischer Vertreter des Heiligen Stuhls im Baltikum, musste sich in seiner Jugend zwischen Gott und Gaby entscheiden. 

Im Interview der "Bild am Sonntag" verriet der aus dem Schwarzwald stammende Geistliche, dass er vor seiner Entscheidung für das Priesteramt Ende der 70er Jahre eine Freundin gehabt habe. "Wir waren zwei Jahre zusammen, als ich beschloss, mich im Priesterseminar in Freiburg einzuschreiben." 

Er und Gaby seien ein richtiges Paar gewesen: "Wir waren ständig zusammen. Haben vieles unternommen, lachten viel, hatten Spaß. Und natürlich haben wir uns auch geküsst. Mehr ist nicht passiert, das war eine andere Zeit."

Schmerzlicher Prozess der Loslösung

Ihm sei dann im Laufe seines Theologiestudiums schnell klar geworden, dass sein Weg nicht Familie und Beruf seien, sondern die Priesterweihe und der dazu gehörende Zölibat. "Die Phase der Lösung von meiner Freundin war für beide Seiten nicht einfach", räumte der in Vilnius residierende Papstbotschafter ein. 

Die Loslösung sei ein schmerzlicher Prozess gewesen. Er habe seine frühere Freundin dann viele Jahre bewusst nicht gesehen. "Als einer meiner Neffen zur Firmung ging, war zufälligerweise auch die Tochter von Gaby dabei. Sie hat geheiratet und drei Kinder bekommen. Es war eine herzliche Begegnung." 

Verhältnis zu Papst Franziskus 

Mit Blick auf sein Verhältnis zu Papst Franziskus sagte der Papst-Botschafter, er habe sich von Franziskus sehr schlecht behandelt gefühlt. "Ich wurde praktisch vom Hof gejagt", sagte Gänswein mit Blick auf seine Entlassung aus dem Vatikan im Sommer 2023. 

Benedikts Amtsverzicht am 11. Februar 2013 hat zu einer einmaligen Konstellation im Vatikan gesorgt: zwei Päpste lebten von 2013 bis 2022 hinter den Mauern des Kirchenstaates. Eine Koexistenz, die mitunter kompliziert war. Im Hintergrund ist der ehemalige Privatsekretär des inzwischen verstorbenen Papst Benedikts XVI. zu sehen, Georg Gänswein. / © Romano Siciliani  (KNA)
Benedikts Amtsverzicht am 11. Februar 2013 hat zu einer einmaligen Konstellation im Vatikan gesorgt: zwei Päpste lebten von 2013 bis 2022 hinter den Mauern des Kirchenstaates. Eine Koexistenz, die mitunter kompliziert war. Im Hintergrund ist der ehemalige Privatsekretär des inzwischen verstorbenen Papst Benedikts XVI. zu sehen, Georg Gänswein. / © Romano Siciliani ( KNA )

Die Entscheidung des Papstes, ihn zunächst zurück nach Freiburg zu schicken, sei für ihn bitter gewesen, weil er sie nicht verstanden habe. "In der Vergangenheit war es stets so, dass ein Sekretär eines Papstes eine andere Aufgabe bekam, im Idealfall bis zum Kardinal. Und zu mir wurde gesagt, Sie gehen zurück nach Freiburg." Das sei für ihn ein Schock gewesen.

"Da hilft der Glaube enorm"

"Meinen Rauswurf habe ich akzeptiert vor dem Hintergrund des Versprechens, als Bischof in Ehrfurcht und Gehorsam dem Papst zu dienen", fügte Gänswein hinzu. "Da hilft der Glaube enorm, als Stütze
und Kraftquelle."

Das Verhältnis zu Papst Franziskus sei geklärt. "Ich und alle haben dem Papst zu dienen, wer immer es ist und was immer er tut."
 

Gänswein-Buch sorgt für Schlagzeilen

Auszüge aus einem Buch von Erzbischof Gänswein haben in italienischen Zeitungen für Schlagzeilen gesorgt. Die römische Tageszeitung "Il Messaggero" berichtete unter der Überschrift "Am Tag der Beerdigung ein Angriff von Georg gegen Bergoglio", dass Gänswein sich in dem Buch nachträglich über seine Beurlaubung durch Papst Franziskus beklage.

Erzbischof Georg Gänswein / © Paul Haring (KNA)
Erzbischof Georg Gänswein / © Paul Haring ( KNA )
Quelle:
KNA