"Klimakleber"-Pater Jörg Alt fühlt sich im Gefängnis Jesus verbunden

Klimadebatten beim Hofgang

Seit 1. April sitzt der Jesuit Jörg Alt im Gefängnis wegen Beteiligung an einer Straßenblockade. Er will lieber 25 Tage hinter Gittern leben, als 500 Euro Strafe zu zahlen. Jetzt erzählt er über seine Zeit dort.

Jesuitenpater Jörg Alt geht nach Klimaaktion ins Gefängnis / © Daniel Löb (dpa)
Jesuitenpater Jörg Alt geht nach Klimaaktion ins Gefängnis / © Daniel Löb ( dpa )

Der seit dem 1. April inhaftierte Jesuitenpater und Klima-Aktivist Jörg Alt (63) hat sich "Jesus noch nie so nah gefühlt" wie in der Nürnberger Justizvollzugsanstalt. Das berichtete er in einem Gespräch mit den "Nürnberger Nachrichten" (Samstag).

"Vergnügungssteuerpflichtig ist das wahrlich nicht", sagte der Häftling mit der Nummer 740/25 zu seinem Leben in der Einzelzelle: "Aber das Essen ist gut."

Polizisten tragen Jörg Alt von einer Straßenblockade weg / © Christian Wölfel (KNA)
Polizisten tragen Jörg Alt von einer Straßenblockade weg / © Christian Wölfel ( KNA )

Der seit Jahren als Klima-Aktivist bekannte katholische Ordensmann verbüßt eine 25-tägige Ersatzfreiheitsstrafe. Wegen Beteiligung an einer Straßenblockade war er zu einer Geldstrafe verurteilt worden, die er aber nicht zahlen wollte. 

Stattdessen ging er lieber ins Gefängnis, auch um damit auf das Thema Klimaschutz aufmerksam zu machen: "Reden Sie nicht über mich, reden Sie über die Klimakatastrophe", hatte er beim Antritt der Ersatzhaft gesagt.

Klimadebatten beim Hofgang

Er solle im Gefängnis auf keinen Fall erzählen, dass er katholischer Priester sei, habe ihm ein Freund vorher gesagt, berichtete Alt. Angesichts der Missbrauchsskandale der Kirche könne er sonst schnell unter Verdacht geraten. Er sei dem Rat aber nicht gefolgt. So wüssten alle Gefangenen, dass er Ordensmann sei. 

Er freue sich, dass die Frühjahrshitze beim Hofgang zu Diskussionen über Klimaschutz führe und lasse es sich auch gerne gefallen, dass ihn einige "Opa" nennen.

Der Nürnberger Jesuitenpater Jörg Alt ruft Bischöfe zur Solidarität mit Klimaaktivisten auf / © Theo Klein (epd)
Der Nürnberger Jesuitenpater Jörg Alt ruft Bischöfe zur Solidarität mit Klimaaktivisten auf / © Theo Klein ( epd )

Alt sagte der Zeitung, er habe bis vor fünf Jahren nicht geglaubt, eines Tages Straftaten zu begehen, um Aufmerksamkeit zu erzielen. Doch für ihn sei die Entscheidung zwingend. Er schlafe schlecht in seiner Zelle. 

Zum einen habe er ohnehin gesundheitliche Probleme, vor allem aber beschäftige ihn der Copernicus-Bericht der EU, der vor wenigen Tagen veröffentlicht wurde. Darin heißt es, 2024 sei das
wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen gewesen und Europa sei der sich am schnellsten erwärmende Kontinent.

Viel Zuspruch von allen Seiten

Er bekomme viel Zuspruch, so der Ordensmann weiter - im Gefängnis selbst, aber auch in zahlreichen Briefen und Nachrichten von außen. "Gerade in diesen Tagen fühle ich mich Jesus sehr verbunden",
ergänzte Alt mit Blick auf Ostern. Er wolle sich nicht durch fromme Worte, sondern im Handeln bewähren.

Jesuitenorden

Die Jesuiten sind die größte männliche Ordensgemeinschaft der katholischen Kirche. Gründer der "Gesellschaft Jesu", so die offizielle Bezeichnung in Anlehnung an den lateinischen Namen "Societas Jesu" (SJ), ist der Spanier Ignatius von Loyola (1491-1556).

Jesuiten sind keine Mönche; sie führen kein Klosterleben und tragen keine Ordenskleidung. Neben Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam verpflichten sie sich in einem vierten Gelübde zu besonderem Gehorsam gegenüber dem Papst. Zudem legen sie ein Zusatzversprechen ab, nicht nach kirchlichen Ämtern zu streben.

Iesum Habemus Socium ("Wir haben Jesus als Gefährten") - das Emblem der Jesuiten / © Markian Pankiv (shutterstock)
Iesum Habemus Socium ("Wir haben Jesus als Gefährten") - das Emblem der Jesuiten / © Markian Pankiv ( shutterstock )
Quelle:
KNA