DOMRADIO.DE: Was muss eine Person mitbringen, damit sie ein guter Taufpate beziehungsweise eine gute Taufpatin ist?
Robin Teders (Referent für Katechese und Sakramentenpastoral im Erzbistum Köln): Das Wichtigste, was Taufpatinnen und Taufpaten mitbringen sollten, ist ein Interesse am Glauben und die Bereitschaft, das Patenkind auf seinem Lebens- und Glaubensweg zu begleiten. Taufpaten sollten erwachsene Ansprech- und Bezugsperson für die Patenkinder sein, mit denen diese auch bei schwierigen Fragen und Situationen rechnen können.
DOMRADIO.DE: Welche Tipps würden Sie Eltern geben, die sich jetzt Gedanken darüber machen, wen sie als Taufpaten auswählen sollen?
Teders: Die Wahl eines Paten ist eine wichtige und manchmal auch ein bisschen schwierige Entscheidung. Es ist sinnvoll zu überlegen, wem aus der Familie oder dem nahen Umfeld der Glaube wichtig ist oder wer sich vielleicht dafür interessiert.
Gut ist es, daran zu denken, wie die Situation in fünf, zehn oder 20 Jahren sein wird, wenn das Kind älter ist. Denn dann sollen die Taufpaten immer noch im Leben des Patenkindes präsent sein. Bei dieser Frage empfiehlt es sich, auf den eigenen Lebens- und Glaubensweg zu schauen und zu überlegen, wer einen selbst begleitet und geprägt hat. Die Eltern sollten überlegen, was sie sich für das eigene Kind wünschen.
DOMRADIO.DE: Wenn man nun gefragt wird, ob man bereit ist, Taufpate oder Taufpatin zu werden: Worauf lässt man sich damit ein? Was ist die wichtigste Aufgabe für Taufpaten?
Teders: Es ist wichtig, sich die Übernahme dieses Amtes gut zu überlegen und auch mit den Eltern zu sprechen, welche Erwartungen man gegenseitig zum Patenamt hat. Man sollte sich fragen: Habe ich Lust, das Kind auf seinem Lebensweg und beim Großwerden im Glauben zu begleiten? Habe ich auch die Zeit dazu? Denn es ist natürlich schön, bei den großen Meilensteinen des Lebens dabei zu sein, die nach der Taufe kommen – also, wenn es in den Kindergarten und die Schule geht, die Erstkommunion oder die Firmung anstehen.
DOMRADIO.DE: Wie kann es gelingen, dass Paten und Patenkinder eine gute Beziehung zueinander aufbauen, die dann hoffentlich auch das ganze Leben lang hält?
Teders: Das hat etwas mit Zeit zu tun, also der Frage: Nehme ich mir die Zeit für mein Patenkind, auch außerhalb von Geburtstagen oder Familienfeierlichkeiten da zu sein? Da ist es gut, mit dem Patenkind etwas zu unternehmen. Das kann zum Beispiel die Teilnahme an einem Kinder- oder Familiengottesdienst sein. Dabei spielt auch eine Rolle, wie weit entfernt voneinander man wohnt. Aber die Begleitung des Patenkinds kann trotz einer großen räumlichen Distanz gut funktionieren. Wichtig ist, dass das Patenkind sich auf seinen Paten verlassen und ihn auch ansprechen kann.
DOMRADIO.DE: Das Patenamt hat eine ganz lange Geschichte, es besteht seit den Anfängen des Christentums. Ist es heute überhaupt noch aktuell?
Teders: Im Laufe der Geschichte hat sich das Patenamt immer wieder verändert. Im frühen Christentum, als hauptsächlich Erwachsene getauft wurden, ging es auch darum, für eine andere Person zu bürgen. Aber es war immer wichtig, die Täuflinge in ihrem Glauben zu begleiten. Deswegen ist das Patenamt auch heute noch wichtig.
Heutzutage sind viele Eltern nicht mehr ganz so stark in der Kirche verwurzelt, weshalb es sinnvoll ist, eine weitere Person zu haben, mit der man sich auf den Weg des Glaubens begeben kann. Dabei geht es für die Paten auch nicht darum, auf alle Fragen eine Antwort parat zu haben. Das ist ja bei Kindern mit ihren vielen Fragen manchmal auch wirklich schwierig. (lacht)
DOMRADIO.DE: Bei der Wahl eines Taufpaten müssen Eltern auch seine Konfession im Blick behalten. Ist es auch für Protestanten oder Orthodoxe möglich, in der katholischen Kirche Taufpate zu werden?
Teders: Das geht, aber Mitglieder anderer christlicher Kirchen und Gemeinschaften heißen dann Taufzeugen. Sie können dieses Amt zusammen mit einem katholischen Taufpaten oder einer katholischen Taufpatin übernehmen.
In der Taufliturgie sind sie aber genauso präsent und sind auch im Leben des Kindes ebenso wichtig. Das ist eine gute Möglichkeit, den ökumenischen Aspekt der Taufe zu betonen, denn wir teilen dieses Sakrament mit allen Christen. In konfessionsverbindenden Ehen, also wenn ein Elternteil katholisch und der andere etwa evangelisch oder orthodox ist, kann das ein guter Weg sein, diese beiden Traditionen zusammenbringen.
DOMRADIO.DE: Wenn Paten ausgewählt werden, wünschen sich viele Eltern, dass die Taufpaten ihre Patenkinder bei sich aufnehmen, wenn die Eltern sterben sollten. Ist eine solche Verpflichtung tatsächlich mit dem Patenamt verbunden?
Teders: Familienrechtlich gesehen hat das kirchliche Patenamt keine juristischen Auswirkungen. Sollten jetzt tatsächlich beide Eltern versterben, wird vom Familiengericht nicht danach geschaut, wer die Paten sind. Vielmehr geht es dann eher darum, dass im Kreis der Familie geschaut wird, wer die Waisenkinder bei sich aufnehmen kann.
Nichtsdestotrotz ist das Patenamt natürlich ein lebenslanger Dienst und ein Pate sollte sich auch in Notfällen gut um sein Patenkind kümmern. Es gibt aber keinen rechtlichen Automatismus, sollte den Eltern etwas passieren. Wir hoffen aber natürlich sowieso, dass dieser Fall nicht eintritt.
Das Interview führte Roland Müller.