Bischöfin Hofmann stellt Fortbestand von 20 Landeskirchen infrage

"System aus der Zeit gefallen"

Die kurhessische Bischöfin Beate Hofmann spricht sich für eine engere Kooperation der 20 evangelischen Landeskirchen in Deutschland aus. Angesichts der rückläufigen Mitgliederzahlen rechnet sie fest mit strukturellen Veränderungen.

Autor/in:
Helga Kristina Kothe und Karsten Frerichs
Evangelische Gesangbücher mit bunten Zeichenbändern. / © Harald Oppitz (KNA)
Evangelische Gesangbücher mit bunten Zeichenbändern. / © Harald Oppitz ( KNA )

Bischöfin Beate Hofmann hält eine stärkere Zusammenarbeit der 20 evangelischen Landeskirchen in Deutschland bis hin zu Zusammenschlüssen für geboten. Sie gehe fest davon aus, dass es angesichts der sinkenden Mitgliederzahlen Veränderungen geben wird. "An manchen Stellen ist das System der 20 Landeskirchen aus der Zeit gefallen. Das kann man keinem mehr erklären", sagte sie dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Großkirche statt Landeskirchen?

Beate Hofmann, evangelische Landesbischöfin von Kurhessen-Waldeck / © Andreas Fischer (dpa)
Beate Hofmann, evangelische Landesbischöfin von Kurhessen-Waldeck / © Andreas Fischer ( dpa )

"Offen ist für mich: Entsteht eine Großkirche, und die Landeskirchen hören auf zu existieren? Oder entsteht ein anderes Konzept von Föderalismus?", sagte Hofmann, die seit 2019 an der Spitze der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck steht. Wenn es gut laufe, werde ihre Landeskirche in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zunächst themenbezogen mit unterschiedlichen Partnern zusammenarbeiten, und die einzelne Landeskirche werde immer unwichtiger werden.

"Dann wird es irgendwann einen Punkt geben, wo man sagt: So, und jetzt lasst uns noch mal neu denken", sagte Hofmann. Sie fügte hinzu: "Aktuell in offizielle Fusionsverhandlungen zu gehen, scheint mir mit so viel Aufwand verbunden zu sein, dass ich denke: Lasst uns lieber erst mal inhaltlich und kulturell zusammenwachsen und dann sehen, welche Strukturen sich ergeben."

Pfarrerinnen und Pfarrer nicht mehr verbeamten

Die Bischöfin unterstrich das Ziel ihrer Landeskirche, Pfarrerinnen und Pfarrer künftig nicht mehr zu verbeamten. "Einen konkreten Beschluss gibt es noch nicht, aber eine Änderung der Anstellungsverhältnisse ist einer unserer Eckpunkte für die Haushaltskonsolidierung", sagte die Theologin. Das habe aber nicht nur finanzielle Gründe.

Symbolbild Evangelische Kirche in Bremen / © Masson (shutterstock)
Symbolbild Evangelische Kirche in Bremen / © Masson ( shutterstock )

Zentral sei aus ihrer Sicht die Frage: "Mit welchem inneren Feuer und mit welcher inneren Haltung arbeite ich für die Kirche?" Es gebe sehr engagierte Gemeindereferentinnen, Diakoninnen und Kirchenmusiker im Angestelltenverhältnis. "Ist es angemessen, demgegenüber von den Pfarrerinnen und Pfarrern ein besonderes Treueverhältnis zu fordern? Eigentlich erwarte ich von allen Treue zur Kirche", sagte Hofmann.

Die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck zählt rund 692.000 evangelische Christinnen und Christen, etwa ein Fünftel weniger als vor zehn Jahren. Das Gebiet der Landeskirche umfasst Nordhessen mit Kassel als Zentrum und Sitz des Landeskirchenamtes, Osthessen mit den größeren Städten Fulda und Hersfeld, das Gebiet um Hanau in Südhessen sowie den Kirchenkreis Schmalkalden in Thüringen.

Evangelische Kirche in Deutschland (EKD)

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) ist die Gemeinschaft der 20 evangelischen Landeskirchen in der Bundesrepublik. Wichtigste Leitungsgremien sind die EKD-Synode mit ihren Mitgliedern, die Kirchenkonferenz mit Vertretern der Landeskirchen sowie der aus ehrenamtlichen Mitgliedern bestehende Rat. Sitz des EKD-Kirchenamtes ist Hannover.

Synode der EKD / © Norbert Neetz (epd)
Synode der EKD / © Norbert Neetz ( epd )
Quelle:
epd