Perpetua und Felicitas sind die ersten bezeugten Märtyrinnen

Glaubensgefährtinnen bis in den Tod

Heilige scheinen als Glaubensvorbilder unerreichbar und aus einer anderen Zeit zu stammen. Dabei inspirieren sie noch immer. So auch die nordafrikanischen Heiligen Perpetua und Felicitas, die wegen ihres Glaubens hingerichtet wurden.

Autor/in:
Kerstin-Marie Berretz OP
Blick von den Ruinen von Karthago auf Tunis / © Inna G (shutterstock)
Blick von den Ruinen von Karthago auf Tunis / © Inna G ( shutterstock )

Am 7. März feiert die Kirche gleich zwei heilige Frauen: Felicitas und Perpetua. Die beiden lebten in Nordafrika und starben zu Beginn des 3. Jahrhunderts in Karthago. Perpetua war eine gebildete Römerin, Felicitas ihre Sklavin und Gefährtin.

Perpetua wurde im Jahr 181 geboren und bereitete sich gemeinsam mit Felicitas auf die Taufe vor. Im Jahr 203 wurde der Beitritt zum Christentum jedoch unter Strafe gestellt. Die beiden Frauen wurden angezeigt und kamen ins Gefängnis - Perpetua mit ihrem Sohn im Säuglingsalter, Felicitas hochschwanger. Mit ihnen wurden außerdem die Taufanwärter Revocatus, Saturninus und Secundulus sowie der Priester Saturus in der Zitadelle Byrsa bei Karthago eingekerkert.

Tagebuch als wichtige christliche Schrift

Perpetua konnte aufgrund ihrer Bildung schreiben und führte im Gefängnis ein Tagebuch. Es wurde später unter dem Titel "Passio Sanctarum Perpetuae et Felicitatis" veröffentlicht und gilt als eine der ältesten christlichen Schriften. Darin schreibt Perpetua über ihre Zeit in Gefangenschaft: "Ich war entsetzt; denn eine solche Finsternis hatte ich noch nicht erlebt; die Leute wurden zuhauf von den Soldaten hineingestoßen, zuletzt quälte mich die Angst um mein Kind."

Gemeinsam mit Augenzeugenberichten und den Prozessakten ergeben die Aufzeichnungen der Heiligen den Nachweis dafür, dass es sich hier um die ersten bezeugten Märtyrinnen des Christentums handelt. Und das macht die beiden Heiligen und ihre Leidensgeschichte so besonders: Die Gruppe rund um Perpetua und Felicitas ließ sich auch unter widrigsten Umständen nicht von ihrem Glauben abbringen und weigerte sich, dem Kaiser zu opfern.

Taufe und Entbindung im Gefängnis

Daraufhin wurden alle zum Tod durch wilde Tiere in der Arena verurteilt. Vorher konnten sie noch getauft werden; Felicitas brachte im Gefängnis eine Tochter zur Welt, da Schwangere nicht hingerichtet wurden. Danach wurden beide in die Arena geführt; so erfüllte sich Felicitas' Wunsch, gemeinsam mit Perpetua zu sterben.

Ruinen von Karthago in Tunis / © Alexander Brüggemann (KNA)
Ruinen von Karthago in Tunis / © Alexander Brüggemann ( KNA )


Die Hinrichtung fand am 7. März 203 im Amphitheater von Karthago statt, wo die Verurteilten einer wilden Kuh ausgesetzt wurden. Diese attackierte sie zunächst mit ihren Hörnern; Perpetua soll sich zunächst noch die Haare gerichtet und Felicitas aufgeholfen haben. Dann aber wurden beide von dem Tier tödlich verletzt. Unmittelbar nach ihrem Tod begannen die Menschen, die beiden Märtyrerinnen zu verehren. Noch viele Jahrhunderte wurde ihre Geschichte in den afrikanischen Kirchen verlesen.

"Immerwährende Glückseligkeit"

Die beiden Heiligen werden darüber hinaus im Ersten Eucharistischen Hochgebet erwähnt, wo die gemeinsame Namensnennung - "Felicitas Perpetua" - die Bedeutung "immerwährende Glückseligkeit" ergibt. Damit sind beide Frauen auch heute noch eine Inspiration: Ihre Namen weisen darauf hin, dass es im Glauben darum geht, glücklich zu sein.

Wie kann das angesichts ihres tragischen Schicksals sein? Das Bekenntnis des Glaubens hat die beiden zwar in den Tod geführt, aber es geht nicht darum, Tod oder Leid zu suchen. Beides gehört zum Leben dazu, und beides wird man auf sich nehmen müssen. Aber der christliche Glaube ermutigt dazu, das Glück und das Leben in Fülle zu suchen. Für Perpetua und Felicitas war das der Glaube an Jesus
Christus. Dann erst wird es möglich, die Kreuze, die am Wegesrand warten, auch tragen zu können.

Im Leiden vereint

Darüber hinaus zeigen die beiden Heiligen auf, wie gut es ist, Gefährtinnen und Gefährten zu haben. Gemeinsam mit ihnen konnten Perpetua und Felicitas das Leid auf sich nehmen. Bestimmt haben sie sich gegenseitig in der Dunkelheit des Kerkers Mut zugesprochen und darüber gesprochen, was ihnen im Glauben verheißen ist.

Nicht nur in Glaubensfragen - in jeder Lebenssituation ist es gut, einen Menschen an seiner Seite zu haben. Jemanden zu kennen, mit dem man die schönen Momente im Leben teilen kann genauso wie das, was einen belastet. Die andere Person kann einem aufhelfen, wenn man, wie Felicitas in der Arena, am Boden liegt. Und man kann selbst zu der Gefährtin werden, die jemand anderem aufhilft und Halt gibt.

In den heutigen herausfordernden Zeiten ist es gut, mit all dem, was passiert, nicht alleine zu sein. Der Glaube verbindet uns mit Menschen auf der ganzen Welt - und das gemeinsame Gebet kann uns tragen.

Was ist ein Märtyrer?

Der Begriff Märtyrer heißt übersetzt Zeuge. Die Christen der ersten Generationen legten, nachdem sie den Glauben angenommen hatten, Zeugnis von Jesus Christus ab, zunächst durch Worte und in der Verkündigung, durch die Unterweisung und in der Predigt. In der Mitte des 2. Jahrhunderts, als Christen wegen ihrer Zeugenschaft im römischen Reich verfolgt wurden, wurde der Begriff Märtyrer genauer gefasst. Alle wegen ihres Glaubens hingerichteten Christen hießen nun Märtyrer.

Die Seelen der Märtyrer / © Illustration aus den Beatus-Apokalypsen des Meisters Pedro (8. Jhdt.)
Die Seelen der Märtyrer / © Illustration aus den Beatus-Apokalypsen des Meisters Pedro (8. Jhdt.)
Quelle:
KNA