Der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, hat den verstorbenen Bundespräsidenten Horst Köhler für dessen Verdienste um den menschlichen Zusammenhalt gewürdigt. Köhler habe besonders in Erinnerung gerufen, "dass wir als Menschheit zusammenstehen müssen, in Europa, in Afrika, als Weltgemeinschaft", sagte Huber am Dienstag in seiner Predigt bei einem Trauergottesdienst im Berliner Dom. Daran nahmen neben der gesamten Staatsspitze zahlreiche Gäste aus dem In- und Ausland, Weggefährten Köhlers und dessen Familie teil.
Köhlers Haltung bleibe gerade heute "ein besonderes politisches Verdienst und eine unvergessliche Mahnung", sagte Huber. Er erinnerte daran, dass Köhler und seine Frau Eva Luise Köhler am 40. Hochzeitstag ihre Ehe mit dem Satz des Apostel Paulus, "Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen", feierlich unter Gottes Segen gestellt hatten. Köhler habe unermüdlich dazu beitragen wollen, dass diese biblische Botschaft die Menschen erreiche.
Engagement für Ökumene
Huber erinnerte zudem daran, dass Köhler 2005 als Bundespräsident zum Trauergottesdienst für den ermordeten Gründer der ökumenischen Gemeinschaft von Taizé, Frère Roger, gefahren sei und ihn, Huber, eingeladen hatte, ihn zu begleiten. Köhler, der Protestant war, habe sich für die Ökumene und die Verbindung der Christen und der Menschen eingesetzt und Brücken gebaut.
Köhler war am 1. Februar im Alter von 81 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit im Kreise seiner Familie in Berlin gestorben. Er war von 2004 bis 2010 der neunte Bundespräsident der Bundesrepublik. Im Anschluss an den Trauergottesdienst sprach Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in einem Staatsakt.
Er würdigte den früheren Amtsinhaber Horst Köhler als engagierten Staatsdiener und großherzigen Menschen. Köhler sei anderen Menschen mit "großer Freundlichkeit und Zugewandtheit" begegnet, sagte Steinmeier. Er empfinde beim Gedanken an Köhler "Dankbarkeit für einen tatkräftigen und bis in die letzten Tage seines Lebens unermüdlichen Diener unseres Gemeinwesens".
Engagement für Afrika
Köhlers "tief von innen kommende Zuwendung" habe sich immer wieder an "die Verletzten, die Trauernden, die auf Hilfe Angewiesenen, die Schwerkranken und Behinderten" gerichtet, fuhr Steinmeier fort. Es sei spürbar gewesen, dass der christliche Glaube für Köhler "die Kraftquelle seines Lebens und seines Engagements" gewesen sei.
Steinmeier hob das Engagement des früheren Bundespräsidenten für Afrika hervor - den Kontinent, "an dem sein Herz hing". Köhler habe "hier bei uns" den Blick auf Afrika "entscheidend verändert" und sei auf dem Nachbarkontinent "zu einem nicht nur sehr geschätzten, sondern auch glaubwürdigen Vertreter Europas geworden".
Der Bundespräsident würdigte zudem den Einsatz von Köhlers Witwe Eva Luise. "Ohne Sie, Frau Köhler, wäre das Wirken Ihres Mannes nicht denkbar gewesen", sagte er. Steinmeier dankte Eva Luise Köhler "für alles, was Sie für Ihren Mann - und damit mittelbar auch für uns alle - getan haben".
"Diszipliniert und fleißig"
Steinmeier erinnerte auch an Köhlers schwierige Kindheit. Köhler war 1943 als siebtes von acht Kindern im polnischen Skierbieszów geboren worden; 1944 floh die Familie vor der herannahenden Roten Armee bis nach Leipzig. Jahre später wurden die Köhlers schließlich im schwäbischen Ludwigsburg heimisch. "Wer auf diese Anfänge schaut, kann erahnen, wie Horst Köhler kämpfen musste, wie diszipliniert und fleißig er sich um alles mühen musste, um eines Tages zu dem zu werden, der er geworden ist", sagte Steinmeier.