Neffen wollen mögliche Vaterschaft von Kardinal Hengsbach klären

DNA-Test soll Wahrheit ans Licht bringen

Ein katholischer Bischof als Vater? Zwei Neffen des gestorbenen Kardinals Franz Hengsbach sind bereit, mit einem DNA-Test Klarheit zu schaffen. Sie wollen die Abstammungsfrage über ein offizielles Verfahren klären.

Kardinal Franz Hengsbach, Bischof von Essen während der Soldatenwallfahrt nach Lourdes vom 12. bis 19. Juni 1975 (KNA)
Kardinal Franz Hengsbach, Bischof von Essen während der Soldatenwallfahrt nach Lourdes vom 12. bis 19. Juni 1975 / ( KNA )

Zwei Neffen des 1991 gestorbenen Essener Kardinals Franz Hengsbach wollen laut Medienberichten dazu beitragen, eine mögliche Vaterschaft des Geistlichen zu klären. Hintergrund ist die Vermutung eines Mannes, Sohn des Bischofs zu sein.

Beide Neffen sind bereit, Material für einen Gentest abzugeben, wie einer von ihnen der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" (Montag) und der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Montag) sagte. "Wir wollen Aufklärung - egal, was dabei herauskommt", so der namentlich nicht genannte Verwandte. In der katholischen Kirche sind Priester und Bischöfe zur sexuellen Enthaltsamkeit verpflichtet.

Bischof Franz Hengsbach (m.) bei der Internationalen Soldatenwallfahrt zum Marienwallfahrtsort Lourdes im Juni 1970 (KNA)
Bischof Franz Hengsbach (m.) bei der Internationalen Soldatenwallfahrt zum Marienwallfahrtsort Lourdes im Juni 1970 / ( KNA )

Im Dezember vergangenen Jahres war bekannt geworden, dass ein Mann den Verdacht hegt, Sohn des Gründerbischofs des Ruhrbistums zu sein. Er bat die Diözese um Unterstützung bei der Klärung der Vaterschaft. Eine Anfrage des Bistums nach einer möglichen Exhumierung der sterblichen Überreste Hengsbachs lehnte die Stadt Essen ab. Ein DNA-Abgleich ließe sich auch anders bewerkstelligen. Auch müsse sich zunächst ein Familiengericht mit dem Fall befassen.

Gericht soll Abstammungsfrage klären

Die zwei von noch drei lebenden Neffen Hengsbachs bestehen laut den Berichten darauf, die Abstammungsfrage über ein offizielles Verfahren beim Familiengericht zu klären. Denn es sei zweifelhaft, dass das Bistum offen mit den Gentest-Ergebnissen umgehe. An die Objektivität der Justiz glaubten sie dagegen. Ein solches Verfahren müsste allerdings der vermeintliche Sohn anstrengen, der dafür auch seine Anonymität aufgeben müsste.

Der als "Ruhrbischof" bekannte Theologe Franz Hengsbach im Jahr 1988  / © Fritz Fischer (dpa)
Der als "Ruhrbischof" bekannte Theologe Franz Hengsbach im Jahr 1988 / © Fritz Fischer ( dpa )

Das Bistum Essen erklärte auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), dass es zum Schutz der Persönlichkeitsrechte aller Beteiligten derzeit keine Auskünfte zu dem Vorgang geben könne. Der Person, die um Unterstützung bei der Klärung einer möglichen Vaterschaft bat, habe das Bistum Vertraulichkeit zugesichert, so ein Sprecher.

Auch Missbrauchsvorwürfe gegen Hengsbach

Weiter bekundeten die beiden Neffen in der WAZ "außerordentliche Zweifel", dass die Ende 2023 bekannt gemachten Missbrauchsvorwürfe gegen ihren Onkel zutreffen. Die Bistümer Essen und Paderborn hatten 2023 zwei Vorwürfe sexualisierter Gewalt gegen den als Anwalt der Arbeiter und Bergleute populären Geistlichen bekannt gemacht. Sie beziehen sich auf die 1950er und 1960er Jahre. Hengsbach war von 1958 bis 1991 Bischof von Essen und zuvor Weihbischof in Paderborn.

Im Herbst vergangenen Jahres teilte der Essener Generalvikar Klaus Pfeffer mit, dass mittlerweile sieben weitere Hinweise auf mögliche Fälle sexualisierter Gewalt beim Bistum Essen eingegangen seien. Derzeit läuft eine wissenschaftliche Studie, mit der die Vorwürfe aufgearbeitet werden sollen. Einer der Leiter, der Historiker Thomas Großbölting, starb vergangene Woche bei dem Zugunglück in Hamburg.

Bistum Essen

Das Bistum Essen ist eines der jüngsten und kleinsten unter den 27 römisch-katholischen Bistümern in Deutschland. Auch in Nordrhein-Westfalen ist es mit 1.877 Quadratkilometern und knapp 680.000 Mitgliedern das kleinste Bistum.

Es wurde am 1. Januar 1958 aus Teilen der (Erz-)Bistümer Köln, Münster und Paderborn errichtet; damals zählte die Diözese noch rund 1,5 Millionen Mitglieder. Heute sind es 638.000 Mitglieder (Stand März 25). 

Blick auf den Essener Dom / © frantic00 (shutterstock)
Quelle:
KNA