KHKT widerspricht Kritik und nennt Zahlen zur Finanzierung

"Das ist eine bewusste Falschdarstellung"

Regelmäßig gibt es Kritik an der Existenz oder Finanzierung der Kölner Hochschule für Katholische Theologie. Doch diese versteht sich als wichtiges Projekt für die Zukunft der Kirche, wie Christoph Ohly und Andreas Reimann erklären.

Becher mit dem Logo der Kölner Hochschule für Katholische Theologie (KHKT) / © Cornelis Gollhardt (KNA)
Becher mit dem Logo der Kölner Hochschule für Katholische Theologie (KHKT) / © Cornelis Gollhardt ( KNA )

DOMRADIO.DE: Gibt es bereits einen Plan, wie die Millionen Spendengelder der nächsten Jahre aufgetrieben werden sollen?

Dr. Andreas Reimann, Geschäftsführer der Stiftung zur Förderung von Bildung, Wissenschaft und Kultur im Erzbistum Köln / © Hanna Witte (privat)
Dr. Andreas Reimann, Geschäftsführer der Stiftung zur Förderung von Bildung, Wissenschaft und Kultur im Erzbistum Köln / © Hanna Witte ( privat )

Dr. Andreas Reimann (Mitglied der Geschäftsführung der Stiftung zur Förderung von Bildung, Wissenschaft und Forschung): Ja, den gibt es natürlich. Wir haben das genau durchkalkuliert. Wir wollen Menschen aus verschiedenen Bereichen gewinnen und so eine breite Unterstützergemeinschaft aufbauen, mit kleineren Spenden, die vielleicht mit 20 Euro im Monat beginnen. Wir denken aber auch an Menschen, die etwas mehr geben wollen, vielleicht 1.500 bis 3.000 Euro pro Jahr. Und wir haben Menschen getroffen, die bereit sind, der KHKT sehr viel Geld zu spenden, um sie unabhängiger vom Erzbistum Köln zu machen. Diese Beträge liegen dann zwischen 10.000 und 50.000 Euro.

DOMRADIO.DE: Der Rest soll vom Erzbistum aus dem Topf bezahlt werden, aus dem auch Betroffene sexualisierter Gewalt ihre Anerkennungszahlungen erhalten. Kratzt es nicht am Gewissen, wenn das Geld in die Finanzierung der KHKT fließt und womöglich bei den Betroffenen dann fehlt?

Reimann: Nein. Der Erzbischof und der Generalvikar haben sehr deutlich gemacht, dass Betroffene von sexualisierter Gewalt – oder besser gesagt von gewalttätiger Sexualität – keinerlei Nachteile dadurch haben. Uns als Zuwendungsempfänger des Erzbistums steht es auch nicht zu, zu sagen, aus welchen Töpfen welche Gelder genommen werden.

Als Kirchensteuerzahler finde ich aber auch, dass diese Mittel aus der Kirchensteuer genommen werden sollten. Das Erzbistum Köln gibt im Jahr 960 Millionen Euro für alle möglichen Dinge aus. Da meine ich, dass zwei Millionen Euro für eine Hochschule, die – wie wir gehört haben – weltweit ausstrahlt, die im deutschsprachigen Bereich eine Einzigartigkeit hat, sicherlich nicht zu viel ist.

Christoph Ohly

"Diesen Standort nicht aufzugeben, sondern ihn zu retten, ihn in die Zukunft zu führen, ist auch eine Arbeit an der Zukunft der Kirche in Deutschland, an der Zukunft des Glaubens, an der Zukunft der Theologie."

DOMRADIO.DE: Es gibt grundsätzliche Kritik an der Hochschule. Der Bedarf an theologischen Ausbildungsstätten sei gedeckt, eine private Hochschule würde die Theologie an staatlichen Fakultäten schwächen. Angesichts der zurückgehenden Studierendenzahlen ist das nicht von der Hand zu weisen. Warum setzen Sie dennoch auf eine weitere Ausbildungsstätte?

Christoph Ohly / © Cornelis Gollhardt (KNA)
Christoph Ohly / © Cornelis Gollhardt ( KNA )

Prof. Dr. Christoph Ohly (Rektor der Kölner Hochschule für Katholische Theologie): Es ist keine neue Hochschule, das muss man immer wieder betonen. Es ist die Fortführung einer Hochschule der Steyler Missionare in Sankt Augustin. Die Steyler Missionare konnten diese Hochschule nicht weiterführen. Dabei ist sie mit einem einzigartigen Profil ausgestattet. Die Ausrichtung auf die Kulturen, Religionen, die Mission hängt unmittelbar mit dem Charisma dieses Ordens zusammen.

Die Überführung dieser Hochschule in die Kölner Hochschule für Katholische Theologie ist zunächst einmal eine Rettungsaktion für diesen einzigartigen Standort. Den wollen wir jetzt allerdings – das haben wir ja auch immer deutlich gemacht – unter den heutigen Gegebenheiten noch stärker profilieren: Interkulturalität, Interreligiosität, Dialog soll noch weiter gestärkt werden. Diesen Standort nicht aufzugeben, sondern ihn zu retten, ihn in die Zukunft zu führen, ist auch eine Arbeit an der Zukunft der Kirche in Deutschland, an der Zukunft des Glaubens, an der Zukunft der Theologie.

DOMRADIO.DE: Von Vertretern staatlicher Fakultäten wird auch Kritik an der inhaltlichen Ausrichtung geübt. Dabei geht es um eine vermeintlich konservativere Theologie, die an der KHKT gelehrt wird. Der Münsterische Dogmatiker Michael Seewald hat die Hochschule als "getarntes Katechismus-Seminar" bezeichnet, in dem Theologen ideologisch gefügig gemacht werden sollen. Was entgegnen Sie ihm?

Ohly: Die Arbeit im Bereich der Katechese ist ein unverzichtbarer Bestandteil innerhalb der Kirche und ich habe einen hohen Respekt vor den Frauen und Männern, die in systematischer Weise die Inhalte des Glaubens an die Menschen heranzuführen. Um es diplomatisch zu formulieren: Diese Arbeit mit solchen Aussagen auch negativ darzustellen, halte ich für unangemessen.

Christoph Ohly

"'Katechismus-Seminar' ist ein Ausdruck für eine Unwissenheit."

Der Kollege weiß nicht um die Situation der Hochschule Bescheid. Er kennt die Tätigkeit meiner Kolleginnen und Kollegen hier an der Hochschule offensichtlich nicht. Im Sinne des Bemühens um den Glauben, die Offenbarung, leisten sie hochverantwortliche und hochgeschätzte theologische Arbeit. Sie versuchen das, was unser Dasein vom Evangelium her gesehen ausmacht, vernunftorientiert zu durchdringen, verstehbar zu machen, immer wieder neu zu erforschen und durch Sprache an die Menschen weiterzugeben. "Katechismus-Seminar" ist ein Ausdruck für eine Unwissenheit.

Ich könnte es noch negativer formulieren und sagen, das ist eine bewusste Falschdarstellung. Aber ich möchte es positiv umformulieren: Ich wiederhole die herzliche Einladung, die KHKT zu besuchen, ins Gespräch mit den Kolleginnen und Kollegen und den Studierenden zu gehen. Dieses große Engagement und dass es sich hier um eine anerkannte Hochschule und um eine theologische Fakultät handelt, die ausstrahlt, ist ein sehr positives Zeichen. In diesem Sinne heiße ich alle Kritiker herzlich willkommen mit der Bitte, sich gut zu informieren.

DOMRADIO.DE: Planen Sie auch Veranstaltungen wie einen Tag der offenen Tür oder auch Kooperationen mit anderen Hochschulen und Bildungseinrichtungen?

Münsteraner Theologe Seewald kritisiert Kölner Katholische Hochschule

Der Münsteraner Theologe Michael Seewald hat den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki für dessen Förderung der "Kölner Hochschule für Katholische Theologie" (KHKT) scharf kritisiert. Der beste Ort, um sich öffentlich und kritisch mit dem zu beschäftigen, was an Wissen, Glauben und Meinen im Umlauf ist, sei die Universität, sagte Seewald dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Donnerstag). Deshalb sei eine Universität auch der beste Ort für die Theologie.

Ohly: Seitdem wir am neuen Standort sind, haben wir sowohl innerhalb von Köln Kontakte zu wissenschaftlichen Einrichtungen geknüpft, als auch internationale Kooperationsvereinbarungen getroffen, mit Fakultäten, Hochschulen, nicht nur in Europa. Wir wollen die weltkirchliche Dimension sehr stark machen, die sich jetzt schon bei unseren Studierenden und im Kollegium widerspiegelt.

Jeder, der das aufmerksam mitverfolgt, wird feststellen, dass wir immer wieder im Semester zu öffentlichen Veranstaltungen einladen, zum Beispiel zum berühmten Quod Libet-Format. Wir hatten vor kurzem den Kollegen Ludger Schwienhorst-Schönberger aus Wien da. Es war ein brillanter Abend der dialogischen Auseinandersetzung mit Grundthesen in der Bibelwissenschaft.

Wir haben am Dienstagabend eine Antrittsvorlesung vom Kollegen Tobias Häner. Wir haben verschiedene Formate, in denen wir immer wieder zum Ausdruck bringen, dass wir auf Dialog ausgelegt sind, auf dialogisches Forschen und Lehren und das wird nicht nur von den Menschen aus dem Umfeld der Hochschule so wahrgenommen.

DOMRADIO.DE: Sie haben jetzt den Finanzierungsplan vorgelegt, über den noch der Kirchensteuer- und Wirtschaftsrat des Erzbistums beraten muss. Welche Erwartungen haben Sie an den Kirchensteuer- und Wirtschaftsrat des Erzbistums hinsichtlich des Finanzierungsplans?

Reimann: Meiner Kenntnis nach berät der Kirchensteuer- und Wirtschaftsrat nicht per se über diesen Finanzierungsplan, sondern über das Gesamtbudget des Bistums. Das sind circa 960 Millionen Euro. Ich erwarte, dass der KiWi mit dem Finanzierungsplan wie mit allen anderen Gegenständen sorgfältig umgeht. Es werden immer wieder falsche Zahlen in der Öffentlichkeit genannt. Daher erwarte ich, dass die Zahlen zur Kenntnis genommen werden.

Wir brauchen jetzt für die KHKT insgesamt im Jahr circa 3 Millionen Euro, 2029 etwa 4,6 Millionen Euro und wir bitten um 2 Millionen Euro aus dem Haushalt des Erzbistums Köln. Ich erwarte Offenheit für die inhaltliche Qualität der Hochschule und auch, dass die Berater auf die finanzielle Solidität achten, die meine Kollegen und ich deutlich belegen können.

Das Interview führte Jan Hendrik Stens.

Quelle:
DR