Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Gott schenkt Trost, keine billige Vertröstung!

In vielen Kirchen gibt es noch die Feier der Rorate-Messen. Sie heißen bei den Gläubigen so, weil der uralte Text aus dem Buch Jesaja genommen wurde, in dem die tiefe Sehnsucht der Menschen nach Heil und Erlösung beschrieben wird.

Im Laufe der Jahrhunderte ist dieser Text gerade im Advent vielfach gesungen worden und wird eingebettet in eine stimmungsvolle Liturgie mit vielen Kerzen in einer dunklen Kirche zu einem ahnungsvollen, stillen Hören.

In unserem Konvent hier in Olpe singen wir diesen Gesang in der Adventszeit regelmäßig. Er packt mich immer neu, wenn ich vorsinge und es dann in der vierten Sequenz heißt: "Tröste dich, tröste dich, folg meiner Gnade, denn nahe ist deine Rettung. Warum verzehrst du dich in Trauer, da dich dein Schmerz erneuert? Heil schenke ich dir. Fürchte dich nicht mehr, denn ich bin der Herr, dein Gott und König, der Heilige Israels und dein Erlöser."

Der Ruf nach Erlösung und einem starken Erlöser geht durch die Menschheitsgeschichte bis heute. Die Suche nach dem starken Mann mit den einfachen Lösungen und dem simplen Schwarz-Weiß-Denken kommt in allen Generationen bis in unsere Tage immer wieder hoch. Die Maos, Stalins, Hitlers früherer und heutiger Tage wurden mächtig, weil sie den Massen suggeriert haben, dass sie die Lösung aller Probleme und Fragen parat haben und man ihnen nur die Macht in die Hand geben soll. Dann tun sie das alles.

In diesem alten Lied aber ist von Trost die Rede, nicht von billiger Vertröstung. Wirklicher Trost bietet die Zusicherung, mit mir durch dieses Leid, diese Katastrophe zu gehen. Mich darin nicht zu verlassen und mich stattdessen an die Hand zu nehmen und mir zu helfen, dass wir das gemeinsam schaffen.

In der Ankündigung, dass Rettung nahe ist, werden dann innere und äußere Kräfte freigesetzt, die mir helfen durchzuhalten und die Hoffnung, dass es gut ausgeht, dass wir das nicht verlieren.

"Tröste dich, tröste dich, folg meiner Gnade, denn nahe ist deine Rettung" ist ein viel machtvoller Trost als "Das wird schon wieder, Du wirst sehen".

Es ist ein Trost, der stärkt und Kräfte freisetzt und Hoffnung weckt, dass da einer ist, der kommt.

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