Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Was ihr dem Geringsten getan habt...

Ein Mann hat an unserer Haustür geklingelt und ganz verschämt sein Anliegen vorgebracht. Er hat zurzeit keine Arbeit, wird vom Jobcenter betreut und alles lief bisher so, dass er leben konnte. Jetzt hat ein Nachbar ihn beim Jobcenter verpetzt, weil er mit Kindern und Jugendlichen aus der Nachbarschaft einen kleinen Trödelmarkt organisiert und Sachen aus seinem eigenen Umfeld verkauft hat. Also habe er doch Einkommen und brauche nicht dem Steuerzahler auf der Tasche liegen. Natürlich muss das Jobcenter dem nachgehen und alles überprüfen und bis dahin werden alle Bezüge gesperrt. Miete, Strom, Wasser usw. bleiben jetzt nur durch das Wohlwollen der Anbieter noch angeschlossen, weil er immer ein zuverlässig zahlender Kunde war.

Er brauchte also Lebensmittel für ein paar Tage, ein bisschen Geld und jemanden, der sich seine tiefe Enttäuschung anhören und ihn nicht verurteilen würde. Er hatte alle Verträge und Papiere mit, die er mir zeigen wollte, weil er schon von Pontius zu Pilatus gelaufen ist, um Hilfe zu bekommen und ihm niemand etwas gegeben hat oder ihm nicht geglaubt hat. Man könnte jetzt über die wachsende Kälte in unserem Land jammern, die ziemlich menschenunfreundlichen Zustände in Ämtern beklagen und sich über böse Nachbarn aufregen, denen dieser Herr nichts getan hat.

Aber man kann auch einfach helfen. Eine Tüte voll mit Nudeln, Kloßteig, Käse und Wurst hilft über die nächsten Tage und mit ein bisschen Geld kann er die Medikamente aus der Apotheke abholen, die da schon bereitliegen. Und er konnte reden und sein Herz ausschütten und sich verstanden fühlen und angenommen. Da brauchte es erstmal nur das.

Und die Zusage Jesu gilt allen und für alle Zeiten: "Was ihr dem Geringsten unter meinen Brüdern getan habt, das habt ihr mir getan."

 

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