Schavan sieht Kirchen im Ukraine-Krieg in der Pflicht

Klare Positionierung gefordert

Annette Schavan hat die Kirchen aufgerufen, sich im Ukraine-Krieg klar zu positionieren. Es reiche nicht aus, "irgendwie nur friedlich miteinander zu leben", erklärte die ehemalige deutsche Vatikanbotschafterin.

Annette Schavan / © Julia Steinbrecht (KNA)
Annette Schavan / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Ohne die Rückendeckung durch die russische Orthodoxie, ohne den Moskauer Patriarchen Kyrill I., wäre diese Aggression Wladimir Putins möglicherweise nicht vorstellbar, sagte Schavan am Donnerstag im Rahmen der "Lindau Peace Talks". Dieser Zusammenhang sei nicht zu unterschätzen. Die CDU-Politikerin ist Ratsvorsitzende der Stiftung Friedensdialog der Weltreligionen und Zivilgesellschaft, die das Gespräch organisiert hatte.

Religionen, Friedenspolitik und Diplomatie

Die Religionen müssten deutlich spüren, dass es nicht ausreiche, "irgendwie nur friedlich miteinander zu leben", erklärte Schavan. In der Russland-Politik der vergangenen Jahrzehnte sieht die Vertraute der früheren Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) keine Versäumnisse: "Nur weil Friedenspolitik scheitert, kann ich nicht sagen, dass sie falsch war." Solange Menschen miteinander im Gespräch blieben, könne Gewalt außen vor bleiben. Das sei nach wie vor ein wichtiger diplomatischer Grundsatz.

Thema der "Lindau Peace Talks" war dieses Mal "Friedensarbeit im Krieg". Die Stiftung engagiert sich eigenen Angaben zufolge für das friedliche Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Religionen in Deutschland und Europa. Ziel sei es, die internationale Verständigung zu verbessern und den Dialog zwischen den Generationen zu fördern.

Theologe: Solidarität mit Ukraine "darf legitime Grenzen haben"

Der evangelische Theologe Peter Dabrock hat Verständnis für Friedensinitiativen gezeigt, die Waffenlieferung an die Ukraine kritisieren und auf ein rasches Ende des Krieges drängen. Zwar gelte für die Ukraine das uneingeschränkte Recht der Selbstverteidigung und ihr dürften keine Vorschriften gemacht werden, wie sie sich zu verhalten habe, sagte der ehemalige Vorsitzende des Deutschen Ethikrates am Dienstag im Deutschlandfunk. Doch dürfe in Deutschland die Solidarität mit der Ukraine auch "legitime Grenzen haben", betonte der Ethiker.

Über Waffenlieferungen an die Ukraine wird derzeit debattiert / © Bernd Weißbrod (dpa)
Über Waffenlieferungen an die Ukraine wird derzeit debattiert / © Bernd Weißbrod ( dpa )
Quelle:
KNA