Der Orgelvirtuose Olivier Messiaen starb vor 30 Jahren

Durch und durch Katholik und Franzose

Sein Werk setzt sich mit dem Glauben auseinander und inspiriert. Olivier Messiaen war einer der einflussreichsten Kirchenmusiker des 20. Jahrhunderts, seine Entwicklung der Zwölftonmusik im kirchlichen Raum revolutionär.

Autor/in:
Simon Kajan
Symbolbild Orgel / © tomeqs (shutterstock)

Er gilt als einer der großen Komponisten des 20. Jahrhunderts, ohne den viele Entwicklungen in der Musik unvorstellbar gewesen wären: der Franzose Olivier Messiaen. Sein Schaffen steht unter dem Vorzeichen seines katholischen Glaubens: Von "Das himmlische Gastmahl" ("Le Banquet celeste") - bis zur kurz vor seinem Tod vollendeten Komposition "Streiflichter über das Jenseits" ("Eclairs sur l'Au-Dela") ist sein Werk eine religiöse Meditation.

Ausbildung am Pariser Konservatorium

Am 10. Dezember 1908 in Avignon in die Familie eines Englischlehrers und der Dichterin Cecile Sauvage geboren, wurde er am Pariser Konservatorium ausgebildet. Vor ihm waren bereits berühmte Komponisten wie Marcel Dupre aus dem "conservatoire national superieur" hervorgegangen, die nun seine Lehrer werden sollten.

Wichtige Lehrer

Von Dupre sollte er die Kunst der Orgelimprovisation lernen, deren Virtuosität sein Werk prägte. Jean Gallon brachte ihm die Harmonielehre nahe, Cesar Abel Estyle das Klavier. Ein wichtiger Lehrer wurde ihm der Musikwissenschaftler Maurice Emmanuel, der ihm die Metrik und altgriechische Musik vermittelte. Vor allem aber die Bedeutung des gregorianischen Chorals, der eigentlichen Kirchenmusik der katholischen Kirche, deren Melodien eine wesentliche Inspirationsquelle für Messiaens Orgelwerke wurden.

Organistenstelle an der Pariser Pfarrei La Trinite

Messiaen blieb von 1919 bis 1931 am Pariser Konservatorium. Im Anschluss übernahm er die Organistenstelle an der renommierten Pariser Pfarrei La Trinite, auf der er 60 Jahre wirken sollte. Dabei trafen seine Improvisationen und Kompositionen, die der Zwölftontechnik verpflichtet waren, nicht nur auf Begeisterung der Gläubigen. Was die einen als Befreiung aus den Fesseln der Tonalität ansahen, kritisierten andere als ätherische Entrücktheit.

Modernität der Orgelwerke

Auch heute noch zeichnen sich die Orgelwerke Messiaens durch ihre Modernität aus. Sie wirken auch nach Jahrzehnten tollkühn, faszinierend, unverbraucht, lebendig. Ein berühmtes Beispiel dafür ist Messiaens Messe de la Pentecote, mit der er 1949 bis 1950 seine Improvisationswerke der vorangegangenen 20 Jahre zusammenfassen wollte. Der für eine Pfingstmesse geschriebene Orgelzyklus bezieht sich dabei auf die einzelnen Teile des Gottesdienstes und steht somit in der französischen Tradition der Orgelmesse.

Vogelstimmen in der Musik

Auch wenn er Melodien des gregorianischen Chorals aufnimmt, beginnt mit diesem Werk Messiaens Auseinandersetzung mit Vogelstimmen, die er in Musik umsetzt. Vor allem ist die Messe de la Pentecote aber auch eine musikalische Auseinandersetzung mit den Glaubensgeheimnissen rund um das Pfingstfest: Hinabkunft des Geistes in Feuerzungen, die sichtbare Welt und die Unsichtbare des Himmels, die Gaben des Geistes und sein Wirken.

Oper "Saint-Francois dÁssise"

Neben weiteren Orchesterwerken, etwa die Turangalila-Sinfonie - eine indisch inspirierte Komposition, und Sinfonien, schuf Messiaen als einzige Oper "Saint-Francois d'Assise". Sie gilt als sein größtes Werk und wurde erst 1983 aufgeführt. Sie stellt das innere Leben der Gnade in der Seele des Heiligen Franz von Assisi dar und darf somit auch als Reflexion Messiaens über seine eigene christliche Existenz gedeutet werden.

Lobpreis auf den Schöpfer

Denn seine Musik ist Lobpreis auf den Schöpfer und Reflexion von Glaubensbekenntnis und Glaubenserfahrung. Das ist für ihn selbstverständlich: "Natürlich habe ich versucht, meinen Glauben in meiner Musik auszudrücken, theologische Wahrheiten zu vermitteln", bekannte er einmal. Er sah seine Musik als Botschaft an. So legt Messiaen in dieser Oper dem heiligen Franziskus in dessen Sterben ein Bekenntnis in den Mund, das in der Stunde seines eigenen Todes auch für ihn selbst Gültigkeit gehabt haben dürfte: "Herr! Musik und Poesie haben mich zu dir geführt: durch das Bild, durch das Symbol und durch Mangel an Wahrheit. Blende mich für immer mit deiner Überfülle an Wahrheit."

Quelle:
KNA