Morgenimpuls von Schwester Katharina

Kein "Eiapopeia" in der ach so seligen Weihnachtszeit!

Säuglinge werden ermordet, weil ein Herrscher seine Macht in der Zukunft schwinden sieht. Schwester Katharina erinnert heute an das Fest der unschuldigen Kinder. Und zieht eine traurige Parallele in die heutige Zeit.

Die Heiligen drei Könige bei Herodes / © Barbara Mayrhofer (KNA)
Die Heiligen drei Könige bei Herodes / © Barbara Mayrhofer ( KNA )

Dieser Tag, der Tag der unschuldigen Kinder, beginnt mit Angst. Die Angst des Königs Herodes vor einem angekündigten neuen König. Nein, er hat keine Angst vor einem Säugling. Aber er hat Angst, irgendwann mal seine Macht abgeben zu müssen. Und er reagiert wie viele Diktatoren vor und nach ihm. Er lässt morden. Um auch ja diesen Säugling zu erwischen, lässt er alle Säuglinge und Kleinkinder in Bethlehem und Umgebung umbringen.

Sie können nichts für die Angst eines Herrschers und haben von dem neugeborenen Friedenskönig noch nichts gehört. Sie können sich nicht wehren, aber die Nachricht von ihrem Tod ist bis heute bekannt und dieser Tag wird begangen als ein Tag für alle, die um ihr Leben gebracht worden sind, weil sie diesem Gott, der als schutzloses Kind auf die Welt gekommen ist, mehr geglaubt haben als einem ängstlichen, aber machtvollen König oder Diktator.

Und mich ärgert, erschreckt und macht wütend, dass 2000 Jahre später immer noch Frauen und Kinder die Hauptleidtragenden sind, wenn irgendwelche Möchtegern-Herrscher mit Tricks und Finten ihren Machtbereich ausbauen und andere unter Druck setzen wollen. Ob es die Frauen und Kinder sind, die schutzlos an der polnisch-belarussischen Grenze frieren und nur als Spielbälle und Druckmittel missbraucht werden. Ob es die Frauen und Kinder im Jemen-Krieg sind, die verhungern und an Krankheiten sterben, nur weil ein Stellvertreterkrieg in ausgerechnet ihrem Land geführt wird. Oder auch, ob es die Frauen und Kinder sind, die in unserer Kirche vielerlei Formen des Missbrauchs ausgesetzt worden sind und immer noch werden.

Das Fest der unschuldigen Kinder ist kein "eiapopeia" in der so seligen Weihnachtszeit. Und kein ach so liebliches Fest. Es ist ein Tag, der uns erinnern und aufschrecken kann, damit wir in unserem Umfeld schauen, wie es um die Kleinen und Schutzlosen steht. Und wo wir die Verantwortung tragen, dass sie keinerlei Macht in die Hände fallen, die ihnen Böses will.

 

Quelle:
DR