Urteil im Strafprozess um Knabenseminar für Oktober erwartet

 (DR)

Im Prozess wegen Missbrauch und Aufsichtsverletzung in einem vatikanischen Knabenseminar soll Anfang Oktober das Urteil gesprochen werden. Dies gab der Vorsitzende Richter, Giuseppe Pignatone, bekannt. In dem Prozess geht es um Vorwürfe, ein früherer Schüler, heute als Priester in Norditalien tätig, habe insbesondere einen anderen Schüler sexuell missbraucht. Der damalige Rektor soll dagegen nichts unternommen, sondern den Beschuldigten zusätzlich geschützt haben.

Der vatikanische Strafverfolger Roberto Zannotti hatte ür den beschuldigten Ex-Schüler acht Jahre Haft wegen schwerer Vergewaltigung sowie vier Jahre wegen schwerer Unzucht beantragt. Wegen Minderjährigkeit des Angeklagten, der zur Tatzeit zwischen 15 und 18 Jahren alt war, wurden die Strafanträge jeweils auf vier und zwei Jahre reduziert.

Für den früheren Rektor des "Preseminario Pio X." beantragte Zannotti wegen Beihilfe vier Jahre Haft. Den Straftatbestand der Beihilfe zu sexueller Gewalt sieht das vatikanische Strafrecht nicht vor; deswegen ermittelt aber auch die Staatsanwaltschaft Rom gegen den Mann.

Die Verteidigung beantragte in beiden Fällen vollständigen Freispruch wegen fehlenden strafrechtlichen Tatbestands. Das vom Papst 2019 erlassene Gesetz sehe den Schutz von Minderjährigen vor sexuellem Missbrauch durch Erwachsene vor. Wegen der Minderjährigkeit beider Parteien gebe es den verhandelten Straftatbestand aber nicht. Zudem seien die Taten durch die gemachten Zeugenaussagen nicht bewiesen. (kna/16.07.2021)