Morgenimpuls von Schwester Katharina

Stadt der sprechenden Häuser

Schwester Katharina war zu Besuch in Quedlinburg und hat dort mittels QR-Codes an den alten Fachwerkhäusern von der Geschichte der Häuser erfahren. Was für interessante Geschichten wohl bei unseren Wohnungen und Häusern herauskommen würden?

Häuser in Quedlinburg / © Borisb17 (shutterstock)

Auf unserer Fahrt in den vergangenen Wochen in Sachsen-Anhalt waren wir auch in Quedlinburg, eine der schönsten Städte in Deutschland überhaupt. Weit mehr als 1200 restaurierte Fachwerkhäuser, der im Zweiten Weltkrieg unzerstörten Stadt, die vielen Kirchen und das Rathaus geben diesem Ort ein unvergleichlich schönes Flair.

Man kann den ganzen Tag gemächlich durch die Stadt spazieren und kann in jeder Straße, in jedem Gässchen, um jede Ecke Neues entdecken. Was mir besonders viel Spaß gemacht hat, war die Bezeichnung "Stadt der sprechenden Häuser". An ziemlich vielen Gebäuden waren nämlich die kleinen gelben Schilder mit dem QR-Code. Also dann das Smartphone zücken mit dem Scanner drauf und schon begann eine nette Stimme, die Geschichte des Hauses, ihres Baues, der Umbauten und Renovierungen und vieler ihrer vergangenen und heutigen Bewohner zu erzählen. In wenigen Minuten konnte ich so also Baugeschichte, Stadtgeschichte, Landeskunde, Gesellschaftskritik und Lebensweisheit erzählt bekommen. Eine wunderbare Idee.

Nehmen wir doch jetzt mal an, jede und jeder von uns würde das für das Haus oder die Wohnung mal machen, in der wir jetzt wohnen und leben. Manchmal würden ganz interessante Geschichten über das Haus selbst und die Umstände des Baus und die vorherigen Bewohner herauskommen. Aber was würden wir über unser Haus und über die Menschen darin erzählen? Von Neustart und Hochzeit vielleicht, von Kinderlärm und Anbauten, von Leid und Tod und Flut und Einsturz, von Krieg und Brand oder von Überfüllung und Pandemie und Verkauf und Verlust. Oder vielleicht auch vom Glauben der Bewohner und ihren Überzeugungen, mit denen sie ihr Leben gestalten.

An einem der Häuser ist auf einer hohen hölzernen Tafel mit alter Schrift zu lesen: "Wenn du nun gegessen hast und satt bist und schöne Häuser erbauest und darin wohnest und Silber und Gold und was du hast sich mehret, so hüte dich nun, dass dann dein Herz sich nicht erhebet und vergessest des Herrn deines Gottes. Denn er ist, der dir die Kräfte gibt, solch mächtige Taten zu tun." Ich fände es spannend, mal solche Geschichten von ihnen zu hören, zu lesen, zu verstehen. Vielleicht ist der Tag heute ein guter Tag für solche Gedanken, Rückblicke und Überlegungen.


Quelle:
DR