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Corona oder der "nullte" Hochzeitstag

Eigentlich wären wir dieses Wochenende auf einer Hochzeit eingeladen. Der Neffe meines Mannes wollte heiraten.

Heiraten in der Corona-Pandemie: Lieber warten oder nur klein feiern? / © Donenko Oleksii (shutterstock)
Heiraten in der Corona-Pandemie: Lieber warten oder nur klein feiern? / © Donenko Oleksii ( shutterstock )

Aber im März hat das junge Paar aufgegeben, Corona, Sie wissen schon. Die Hochzeit soll jetzt 2022 stattfinden.

Damit ist das Brautpaar natürlich nicht alleine. Ganz im Gegenteil. Zwar finde ich im Internet keine Zahlen, wie viele Hochzeiten genau wegen Corona verschoben wurden, aber alle Berichte sind sich einig: Es waren viele.

Während ich den neuen Termin für 2022 eintrage und dem aufgeschobenen Brautpaar auf ihre Hochzeitsabsage antworte, fällt mir mein allererster, eigener Hochzeitstag ein. Der im strengen Sinn auch kein Hochzeitstag war.

Die Geschichte geht so: Da ich einen durchaus eigenwilligen Mann geheiratet habe, hat er auch durchaus eigenwillige Vorstellungen.

Zum Beispiel die, mir einen öffentlichen, Antrag zu machen und gleich noch das Hochzeitsdatum mitzuverkünden. Danach sollte die Hochzeit erst weit über ein Jahr nach dem Antrag stattfinden.

Ich war doch einigermaßen perplex. Da hatte mein Mann ja einiges Mal eben so alleine entschieden.

Zum Glück lieferte mein Mann eine plausible Erklärung mit: Er wollte amerikanische Freunde zu unserer Hochzeit einladen. Weil die sich nicht einfach eine Reise über den großen Teich leisten konnten, aber im darauffolgenden Jahr an einer großen, europäischen Konferenz teilnehmen würden, hatte mein Mann das Hochzeitsdatum mal eben vor diese Konferenz geplant.

Tja.  Das konnte ich verstehen. Weil die Hochzeit dann aber noch über ein Jahr hin war, fiel ja in die Wartezeit schon einmal das Hochzeitsdatum, noch ganz ohne Hochzeit.

Okay, habe ich dann gesagt, lass uns so lange warten. Aber nur, wenn wir diesen Tag als unseren „nullten“ Hochzeitstag feiern. Mit einem nullten Hochzeitstag konnte mein Mann zwar wenig anfangen, aber immerhin nahm er sich den Tag auch frei.

Und nachdem wir einen langen, sonnigen Spaziergang am Rheinufer gemacht hatten und es uns abends in einem kleinen, indischen Restaurant haben gutgehen lassen, fand er die Idee auch ganz charmant.

Und, was soll ich sagen: Ich kann, ganz ohne Pandemie, so einen nullten Hochzeitstag sehr empfehlen.