Am Wochenende hatten wir eine junge Frau zu Gast, die angefragt hatte, Kloster auf Zeit zu machen. Ich hatte vorher einige Tage ein wenig mit ihr gechattet und sie hatte erzählt, dass sie gerade Abitur gemacht hat und nun durch die Corona-Pandemie in ihren Auslandsplänen gebremst, neue Sachen suchen musste. Und bei uns im Konvent dann haben wir lange darüber philosophiert, welche Chancen sich bieten, wenn das, was man geplant hat, durchkreuzt wird. Und dann war noch beeindruckender, was sie als Grund angegeben hat, warum sie zu uns gekommen ist. Sie hat sich erinnert, dass ihr Religionslehrer, als sie in der fünften Klasse war, ganz begeistert etwas erzählt hat. Er war in den Ferien zwei Wochen in einem Kloster gewesen und hat den Schülern davon berichtet, von der Ruhe, den wundervollen Gesängen, den freundlichen Brüdern und der Zeit, die er endlich mal frei gestalten konnte, um mehr zu sich und zu Gott zu finden. Und er muss so begeisternd erzählt haben, dass die damalige Fünftklässlern überlegt hat. Das mache ich auch mal, wenn ich groß bin.
Und jetzt war sie wohl groß. Sieben Jahre später also fiel ihr das wieder ein. Sie hat das Internet durchforscht und ist bei uns gelandet. Wir hatten ein wundervolles, verlängertes Wochenende mit ihr, mit Beten und Singen, mit Kochen und Essen, mit Wandern und kreativem Miteinander. Und sie ist gegangen mit der Frage, ob sie wohl mal wiederkommen darf. Sie darf natürlich. Wir ahnen oft gar nicht, was Dinge, die wir erzählen, die wir schreiben oder mailen, in anderen Menschen für Türen und Tore öffnen kann. Ich denke, dass der Religionslehrer nicht weiß, dass er in einer seiner vielen Schüler und Schülerinnen seine Begeisterung so weiter bewirkt hat, dass sie sieben Jahre später in seine Fußstapfen getreten ist. Trauen wir uns doch ruhig mehr anderen Menschen von unseren Erfahrungen und Erlebnissen zu erzählen. Unsere inneren Schätze weiterzugeben und sie nicht für uns selbst zu behalten.