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Ich bin so froh, dass es mich gibt, Mama

„Mama, ich bin so froh, dass es mich gibt!“  hat der Große vor vielen Jahren gesagt. Der Satz beschäftigt mich immer noch.

Kerzen auf einer Geburtstagstorte / © Nito (shutterstock)
Kerzen auf einer Geburtstagstorte / © Nito ( shutterstock )

Diese Woche gerade wieder. Am noch frühen Morgen im September telefoniere ich im einzigen Sonnenfleck im Garten. Eine Freundin gratuliert mir zum Geburtstag.

Danach schaue ich dem Laub im Pool zu, wo es träge mehr sinkt und schwimmt. Dazwischen funkeln hie und da die ersten Sonnenstrahlen auf dem Wasser. Der Morgen ist so frisch und schön, dass ich mir zum Geburtstag noch eine Gartenviertelstunde schenke.

In der kleinen, sonnigen Stille, fällt mir der Satz wieder ein, den der Große als Grundschulkind mal gesagt hat und der mir immer noch nachgeht.

Damals saßen der Große und ich einträchtig nebeneinander. Die Sonne schien ins Zimmer, ein kleiner Frieden breitete sich aus. Zusammen schauten wir einer brennenden Kerze zu. Keiner sagte etwas. Auf einmal schaut mein Großer auf, sagte: „Ich bin so froh, dass es mich gibt, Mama.“

Verblüfft fragte ich zurück: „Warum das denn? Warum bist Du froh, dass es Dich gibt?“ Dumme Frage wahrscheinlich. Mein Sohn zuckte mit den Schultern, sagte: „Na, weil es mich sonst nicht gäbe“, stand auf und ging.  

Was für ein Satz! Weil, es stimmt ja. Wenn es meinen Sohn nicht gäbe, dann gäbe es dieses wunderbare, ganz und gar unverwechselbare Kind nicht, der er damals war und das heute wieder in mir lebendig wird. Samt Chaosspur, hitziger Kämpfe mit dem kleinen Bruder, trockenem Humor, umwerfendem Charme und liebevollen Gesten.

Das Besondere an dem Satz aber ist, dass das Kind das selbst so empfunden hat. Wie wunderbar war das denn?

Denn, wann tun wir das schon? Wann freuen wir uns über uns selbst? An Geburtstagen feiern wir die anderen, singen: wie schön, dass Du geboren bist. Das sind wir gewohnt.  Wie schön, dass ich geboren bin, hat noch nie jemand gesungen.

Klingt ja auch seltsam. Und doch hängt mir der Satz vom Großen immer noch im Ohr: Ich bin so froh, dass es mich gibt, Mama.

Deshalb wünsche ich allen, besonders aber den aktuellen Geburtstagskindern, dass nicht nur die andern sich über ihre Existenz freuen.

Sondern sie selbst auch.


Quelle:
DR