Morgenimpuls von Schwester Katharina

"Da waren sie ganz erschrocken"

An diesem Morgen nimmt Schwester Katharina uns mit, die Pfingstgeschichte aus einem anderen Blickwinkel, aus den Augen eines Zweitklässlers zu sehen. Wie kann man das, was die Jünger am Geburtstag der Kirche erfahren haben, verständlich übersetzen?

Kreuz im Sonnenaufgang / © robert_s (shutterstock)

Vielleicht erinnern Sie sich noch: Im Jahr 2000 war die Weltausstellung, die Expo in Hannover. Als erste und bisher einzige Stadt in Deutschland durfte sie Gastgeberstadt für Kunst, Kultur, Industrie und Zukunftsvisionen aus aller Herren Länder sein. Zunächst war es besuchermäßig wohl ein Flop und die avisierten Besucherzahlen von 40 Millionen kamen einfach nicht. Aber dann, in den letzten Wochen, kamen noch so viele Menschen, dass es am Ende mehr als 18 Millionen waren. Und die Einwohner von Hannover, die diese vier Monate und den Trubel in ihrer Stadt so genossen haben, waren danach voller Trauer, weil alles zu Ende war. Sodass die Expo-Gesellschaft und die Stadtväter ein Expo-Revival für 2001 versprochen und dann auch durchgeführt haben. Da kamen 40.000 Menschen, die eine nostalgische und gut gemachte Rückschau gehalten haben. Aber ein Revival, eine Wiederbelebung war das nicht.

Pfingsten aber, der Geburtstag der Kirche, war für die Jünger damals ein Revival des Anfangs – eine Wiederbelebung des Aufbruchs, den sie mit Jesus drei Jahre vorher erlebt hatten, der sie begeistert und mitgenommen hat; der sie aus Fischern zu Menschenfischern gemacht hat, dessen Gleichnisse und Wunder sie erlebt und seine Visionen vom Reich Gottes begierig aufgenommen hatten. Dann kam alles ganz anders und nach Leiden und Tod Jesu sitzen sie im verrammelten Abendmahlssaal und haben Angst. Vor denen da draußen, vor denen, die ihnen feindlich gesinnt sind, vor ihrer eigenen Courage und vor den Konsequenzen ihres Glaubens.

Und dann kommt Jesus durch verschlossene Türen, sprengt alles auf, und dann setzt der Heilige Geist ein Feuer in sie, das bis heute nicht ausgegangen ist. Ein Franziskaner hat mir dazu eine nette kleine Geschichte erzählt. Er sagt: "Ich erinnere mich an jenen Zweitklässler, der mit seiner Fantasie die Pfingstgeschichte so erzählt hat: Die Jünger saßen im stickigen Saal. Es wurde ihnen immer enger. Da schickte Gott ihnen den Heiligen Geist, und das merkten sie so: Plötzlich platzte dem Petrus der Kragen, er schlug mit der Faust auf den Tisch und sagte, 'so kann das hier nicht weitergehen'! Da waren sie ganz erschrocken. Doch dann rissen sie die Tür und die Fenster auf, hatten keine Angst mehr, mischten sich unter die Leute und predigten ihnen die gute Botschaft von Jesus. Das war Pfingsten."


Quelle:
DR