Seit etwas mehr als 130. Jahren ist die Frage aus Faust I aktuell: Diese Gretchenfrage danach, ob jemand die gleichen religiösen und moralischen Werte teilt.
Das 14jährige, wenig gebildete Gretchen stellt sie im Faust dem erfahren und gelehrten Mann Doktor Faustus. Deswegen heißt es auch manchmal, Gretchenfragen seine wohl etwas naiv. Das passt in der modernen Welt insofern, als gläubigen Menschen gerne mal Naivität unterstellt wird. Somit symbolisiert die Gretchenfrage immer wieder auch den Konflikt zwischen Gottesgläubigkeit und der Weltsicht, in der Gott, der Glaube und christliche Werte nur "so eine Idee" sind.
Wichtig auch: Wenn man eine Gretchenfrage stellt, erhält man nicht unbedingt eine Antwort: schon der Doktor Faustus hat sich da rausgewunden mit: "Mein Liebchen, wer darf sagen: Ich glaub an Gott?" und heute machen das Gesprächspartner auch gerne. Auch wenn die Gretchenfrage als Offenbarungsfrage an Menschen aus Politik und öffentlichem Leben gestellt wird.
Gretchenfrage in der Bibel?
Eigentlich ist ja die Bibel voll von Momenten, in denen Menschen nach ihrem Glauben an Gott und seiner Wirkkraft gefragt werden. Zu nennen wäre da zum Beispiel Matthäus Kapitel16, Vers 15: "Ihr aber, für wen haltet ihr mich."
Im Folgenden soll es aber speziell um die Stelle bei Johannes Kapitel 11 Vers, 25. Folgende gehen. Das ist die Begebenheit, bei der Jesus in Bethanien Lazarus zum Leben erweckt. Bei dieser Gelegenheit fragt er Marta, die Schwester des Lazarus, nach deren Glauben. Jesus sagt: "Ich bin die Auferstehung. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt. Glaubst du das?" Und Marta antwortet: "Ja, Herr, ich glaube. Du bist Christus, der Sohn Gottes."
Hier gibt es also eine klare und aufrichtige Antwort. Für daher eigentlich ein schönes Gegenmodell zur Gretchenfrage, eine "Marta-Frage".
Babette Braun