was nicht zu erhoffen war

Unverhofft

Klangfetzen. Mikrofonansagen. Klarinettentöne... hört eines der Kinder Musik? Oder kommt eins gerade erst nach Hause? In meinem Hirn passt nichts zusammen. Ich brauch, um mich zu sortieren, bis ich merke: oh, heute ist Apfelblütenfest in der Stadt. Der Soundcheck schallt in meinen Sonntag.

Frühlingsblüten / © Chris Lu
Frühlingsblüten / © Chris Lu

Vögel singen. Die Sonne grüßt durch hellgrüne Blätter. Der Sonntagmorgen ist noch zu früh, um sich Morgen nennen zu dürfen. Unaufhaltsam aber werde ich wach.

Es ist so früh, dass sich hier noch lange nichts rühren wird. Ich bleibe einfach liegen. Höre den Vögeln zu, sehe den Himmel durch die Blätter klarer werden. Genieße die Ruhe im Zimmer mit den Klangfetzen, die wie Wellen kommen und pausieren.

Niemand will was von mir. Nicht mal ich selbst. Alles was ich heute machen will, ist für später geplant, kann warten.

Alles ist wie eine  Zugabe, noch  bevor das Konzert beginnt.

Ich bin verblüfft, wie fremd mir das ist: Freie Zeit. Einfach so. Nicht als geplante  Erholung. Dann weiß ich vorher, dass ich Zeit haben werde, mir Zeit nehme. 

Ungeplant also. Aber nicht ungeplant, wie beim Zahnarzt warten, wenn der Termin vor mir länger braucht. Und auch nicht, wie auf dem Bahnsteig, wenn der Zug mit 20 Minuten Verspätung angekündigt wird . Das ist fremdbestimmtes Warten. Das nervt. Macht müde.

Das hier ist auch ungeplant. Aber anders ungeplant. So friedlich.

So frei.

Ich suche ein Wort, das zu diesem Morgen passt: unverhofft.

Unverhofft, wie die schwungvollen Klänge, die ein Bläserensemble jetzt in meinen Morgen schickt.

Unverhofft nennt der Duden etwas, das gar nicht zu erhoffen war. Das passt. So viel friedliches Aufwachen ist nicht zu erhoffen.

Unten höre ich Schritte. Vielleicht sind noch mehr von den Klarinettenklängen erwacht. Ich geh dann mal Frühstück machen.

Ich habe ja Zeit, es besonders schön zu machen.