"Die Aufklärung hat alle gesichert erscheinenden Glaubensgewissheiten aufgelöst. Alles ist in Zweifel gezogen worden“, erzählt Kesting, "und nun bleibt jemandem, der diese Dinge ernst nimmt, der ein ernsthaft Suchender ist, nichts anderes übrig, als für sich einen Weg zu finden, der im Grunde nur ein Fluchtweg ist“. Huysmans Roman "Gegen den Strich“ spielt in der Epoche des Pessimismus. Der adlige Dandy Des Esseintes erbaut sich im Elfenbeinturm seines Landhauses eine morbide Scheinwelt aus Kunst und Kleinodien und geht an seinen Endzeit-Visionen fast zugrunde.
Der Autor Huysmans bekennt sich später zum ästhetischen Katholizismus. Der katholische Kult, die Liturgie wird für ihn zur Brücke in die katholische Kirche. "Doch diese Brücke ist nur eine Behelfsbrücke“, meint Hanjo Kesting, "weil sie nicht religiös unterfüttert ist. Nur der Kult wird verherrlicht – die Glaubensbotschaft findet man nicht.“ Der ästhetische Katholizismus des Joris-Karl Huysmans wird heute von Autoren wie Martin Mosebach oder Michel Houellebecq häufig zitiert. In Houellebecqs Roman "Unterwerfung“ scheitert der Ich-Erzähler, der nach Antworten in einem ästhetischen Katholizismus sucht, weil auch ihm die religiöse Substanz fehlt.
Für den Literaturwissenschaftler Hanjo Kesting ist der Roman "Gegen den Strich“ von Joris-Karl Huysmans ein "literarisch perfektes Buch“. Er ist begeistert vom kulturgeschichtlichen Wissen, das der Roman vermittelt: "Besonders aber ist die große sprachlichen Genauigkeit, mit der Huysmans seine literarische Vision hier ausbreitet, eine wunderbare Entdeckung“, schwärmt Kesting. In drei Bänden stellt der Redakteur und Publizist Kesting im Wallstein Verlag „Große Romane der Weltliteratur“ vor – darunter auch "Gegen den Strich" von Joris-Karl Huysmans.