Mouhanad Khorchide fordert einen islamischen Humanismus

"Gott glaubt an den Menschen"

"Gewalt hat mit dem Islam zu tun“, sagt Professor Mouhanad Khorchide im domradio. Er fordert, dass man den islamischen Gelehrten, die den Dschihad mit dem Koran rechtfertigen, eine andere, eine humanistische Lesart entgegen stellt.

Mouhanad Khorchide / © Andrea Wolf
Mouhanad Khorchide / © Andrea Wolf

"Gott glaubt an den Menschen / Mit dem Islam zu einem neuen Humanismus“, so heißt das neue Buch des Islamwissenschaftlers Khorchide. Er interpretiert den Koran aus der Sichtweise der Barmherzigkeit: "Jede Sure wird im Koran mit dem Aspekt der Barmherzigkeit eröffnet“, sagt der Professor für Islamische Religionspädagogik an der Universität Münster: "Mohamed ist von Gott als Botschafter der Barmherzigkeit entsandt.“

Im domradio Interview beklagt Khorchide, dass es auch in Deutschland keinen fundierten islamisch-theologischen Diskurs gebe. Wenn ihn zum Beispiel Islamverbände wegen seiner Koran-Interpretation kritisieren würden, dann würde das nur aus politischen aber nie aus theologischen Gründen geschehen. "Wir brauchen im islamischen Kontext dringend eine Säkularität, verstanden nicht als Verbannung von Religion, sondern als Schutz der Religion vor Politik“, fordert er.

Mouhanad Khorchide sieht aber auch eine Bewegung – in Richtung eines islamischen Humanismus: "Es gibt Gegenentwürfe des Islam gegen den Extremismus und gegen Gewalt und das macht mich auch optimistisch, wie immer mehr junge Muslime diese Gegenentwürfe vertreten“, sagt der Theologe. Sein Buch ist ein spannender theologischer Gegenentwurf – zur Reformierung des Islam in Richtung einer friedlichen, humanistischen Religion, von der alle Menschen in einer multikulturellen Gesellschaft profitieren können.