oder: der Apfel der Versöhnung

Nicht lustig

Grau in Grau, nass in nass. Von meinem Schreibtisch sehe ich den Garten vor sich hin tropfen. Wie es eben so ist, im Herbst. Am Niederrhein. Der Garten tropft. Und klagt: Räum mich auf! Mach mich winterfest! Ich klappe meine Ohren zu. Im Haus gibt's genug andere Baustellen.

Auch Adam und Evas Apfel ist dabei (DR)
Auch Adam und Evas Apfel ist dabei / ( DR )

Eine wird jetzt am Wochenende angegangen: Waschmaschine und Trockner sollen aus dem kleinen Bad, in dem man sich eh nicht rumdrehen kann, raus. Alle Männer im Haus, plus ein Nachbar und ein Flüchtling aus der Turnhalle um die Ecke, fassen mit an.

Die Maschinen poltern und stöhnen die Treppe runter. Gewaschen werden soll jetzt im Garten, in einem Anbau. Ich habe kein Wochenende, diese Kolumne muss fertig werden,  versuche nicht hinzuhören. Aber was ist das? Stunden später poltert und stöhnt es schon wieder!

Nur jetzt in die andere Richtung. Die Treppe rauf. Meine Augen runden sich zu Tellern, meine Finger hören auf zu schreiben. Zum Fragenzeichen erstarrt warte ich hinter der Türe, bis das Poltern und Stöhnen im Bad angekommen ist.

Dann wage ich mich hinaus. Fünf feixende Männer im Bad lachen sich schepp. "Ist das nicht lustig?" fragt mein Mann: "Hahaha." Ich wundere mich, was, genau, nur sollte lustig sein?

Der Große erbarmt sich. Klärt mich auf: Unten gab's kein Wasser. Ich verstehe gar nichts mehr. Wegen der Wasseranschlüsse hatte mein Mann doch überhaupt erst den Plan gefasst, alles zu verlegen? Ja, schon. Aber er hätte das Wasser nicht lang genug laufen lassen, erzählt mein Mann, immer noch giggelnd, um zu merken, dass es ein Grundwasserhahn vom Garten sei.

Wahrscheinlich bin ich humorlos. Aber ich kann einfach nicht mitlachen. Missvergnügt gehe ich an meinen Arbeitsplatz zurück. Die anderen hör ich weiter werkeln. Ich will gar nicht wissen, was.

Da fliegt die Tür auf. Mein Mann und mein Großer landen, geheimnisvoll schauend, vor meinem Schreibtisch. Mein Großer zieht etwas hinter seinem Rücken hervor: "Der erste Apfel aus dem Garten. Für Dich." Mein Mann ergänzt: „ Und der einzige!“ Weg sind sie.

Da hat der kleine, hinter der Garage vernachlässigte Baum, tatsächlich einen knackigen, gelbroten Apfel produziert. Gerührt beiße ich hinein, stelle mich vors Fenster.

Von draußen lächelt mich der Garten an: Er wird gerade winterfest gemacht.