Diese Pläne machen obdachlos

Nach dem Willkommen

Bilder voller Menschlichkeit, Bilder in denen Flüchtlinge willkommen sind, gehen um die Welt. Das ist das Deutschland, dass ich liebe, sagt ein Arzt in Santiago de Chile dazu. Wunderbare Bilder, in der Tat. Aber wie lange wird es sie noch geben?

"You`re welcome" steht an einer Übergangseinrichtung für Flüchtlinge (KNA)
"You`re welcome" steht an einer Übergangseinrichtung für Flüchtlinge / ( KNA )

Wie lange noch werden andere Nationen sich glücklich die Augen reiben über diese Deutschen? Von denen viel mehr Flüchtlingen Deutsch beibringen, als dass sie Brandsätze in Notunterkünfte werfen.  Aber schon jetzt jagen sich die Eilanträge, Vorschläge für Gesetzesänderungen oder sogar für Grundgesetzänderungen. Und immer geht es nur um eines: Geld.

Oder Angst. Oder beides: die Angst, die Menschen, die kommen, nähmen uns etwas weg. Geld. Platz. Arbeit. Oder was weiß ich. Es wird sogar schon erwogen  "hunderttausenden Asylbewerber/innen in Deutschland die Leistungen streichen, wenn sie auf ihrer Flucht zuerst ein anderes EU-Land betreten haben. Sie bekämen nur eine Wegzehrung und eine Rückfahrkarte in dieses Land, zum Beispiel nach Ungarn" fasst campact zusammen. Kurzum: Obdachlosigkeit wäre die Folge.

Campact ist eine NGO, eine Nichtregierungsorganisation in Deutschland, die über Kampagnen im Internet Stellung bezieht. Über 1,5 Millionen Menschen sind hier registriert. Ich bin den Campact Mitarbeitern dankbar. Dafür dass sie mir Beteiligung am politischen Prozess ermöglichen. Zum Beispiel mit dieser Eilpetition. Zu den Plänen, die die Süddeutsche Zeitung „die schärfsten Leistungseinschränkungen für Flüchtlinge, die es in der Bundesrepublik je gab" nennt.

Die Pläne des Innenministers erschüttern mich. Ich versuche, die Petition auch zu verbreiten. Gut 110 000 haben gezeichnet, während ich das hier schreibe. So wenige, denke ich enttäuscht.

Die Menschen willkommen zu heißen ist wunderbar. Aber jetzt sind sie hier. Und brauchen uns. Nicht nur auf politischer Ebene. Auch in der  Nachbarschaft. Meine steht voll mit Häusern, aus denen die erwachsenen Kinder ausgeflogen sind. Der Pastor schreibt eine Rundmail. Wirbt darum, eines dieser leeren Zimmer zur Verfügung zu stellen. Erfolg hat er keinen. Mir will das Herz noch schwerer werden...

...als es in meinem Emailaccount plingt: Auf meine Bitte, den Aufruf von campact zu unterzeichnen, finde ich die Antwort aus Österreich: "Gut zu wissen, dass wir nicht alleine sind. Meine Frau hat unseren Anbau bezugsfertig gemacht und das Quartier offiziell zur Aufnahme einer Flüchtlingsfamilie gemeldet. Nun hoffen wir, dass wir bald helfen können."

Ich lächel beim lesen. Wie wunderbar, denke ich.  Platz, Zeit, Geld, Ideen, es gibt so viel, was wir teilen können.  

Tun wir es doch einfach.