Miro-Ausstellung in der Kunstsammlung NRW

Malerei als Poesie

Wilde Linien, bunte, tanzende Männchen und riesige Farbkleckse - sie beherrschen die Bilder des spanischen Malers Juan Miró. Er hat seine Kunst sein ganzes Leben lang immer wieder hinterfragt.

Miró. Frauen und Vögel in der Nacht / © Walter Klein (Kunstsammlung NRW)

Mit seinen scheinbar heiter-naiven Motiven ist der spanische Maler Joan Miró weltweit bekannt. Tanzende Sterne und fantasievolle Symbole aller Art bevölkern seine Bilder.

Texte oder Buchstaben findet man oft in seinen Bildern, denn Miro war ein begeisterter Leser. Miró verstand sich als ein „Malerdichter“, der keinen Unterschied mehr zwischen den Kunstgattungen machte.

Sein Vater wollte lange verhindern, dass er Künstler wurde. Doch Miro setzte sich durch und verließ sein Zuhause – doch immer wieder kehrte er zu seinen Eltern zurück. Eine gewisse innere Zerrissenheit hat Miro sein ganzes Leben begleitet. Auf der Straße zeigte er sich gerne als selbstverliebter Dandy, aber er hat auch asketisch gelebt. Diese Zerrissenheit zeigt sich auch in seinen Bildern: In jungen Jahren malt er sehr realistisch - Vasen, Bücher, Tiere und Menschen sind auf seinen Bildern ganz klar zu erkennen. Als er dann in Paris die Surrealisten trifft, überdenkt er seinen Malstil. Mit scheinbar sinnlosen Texten wollen die Surrealisten die Sprache auflösen – Miro setzt diese Bewegung in seinen Bildern um: Die Figuren werden weniger, stehen ganz alleine da. Das Gesamtbild wird abstrakter.

Mit dem Aufkommen des Faschismus in Europa überdenkt er seine Arbeit ein weiteres Mal: Als überzeugter Katalane und entschiedener Gegner der Franco-Diktatur werden seine Bilder düsterer. Zerrissene Gestalten kehren in Mirós Bilderwelt zurück. Es gibt mehr Figuren, dafür weniger Literatur, die er verarbeitet – die politische Aussage steht im Vordergrund.

In den 70er Jahren spiegeln seine Werke die Aufbruchsstimmung und den Protest jener Zeit wider. Expressionismus wie auch die asiatische Kalligraphie prägen seinen aggressiven Malduktus.

Im Spätwerk tauchen wieder die Motive von Sternen, Mond und Wolken auf: Trotz aller Harmonie von Horizont und Himmelskörper – in den knappen, melancholischen „Gemälden“ wird die Skepsis Mirós gegenüber der Moderne deutlich.

Miro selbst hat zu seinen Bildern mit voller Absicht nie besonders viel gesagt. So kann hinter den bunten Männchen, Sternen und Linien jeder seine Wahrheit suchen.