Aber mir geht es hier mal gar nicht darum, über die Liebe zu schreiben. Sondern eine Liebeserklärung zu machen: Und zwar an den Mai selbst. Diesen fünften Monat im Jahr mit seinen wunderbaren 31 Tagen. Von denen ich keinen einzigen missen will. Sondern jeden einzelnen auskosten. Im Wonne- Liebes- und Blumenmonat, wie der Mai besungen wird.
Denn ich bin ja nicht wahrlich nicht alleine, mit meiner Liebe: Karl der Große führte vor mehr als 1000 Jahren den Namen Wonnenmond, altdeutsch Wunnimanoth ein. Irgendwer hat dem Mai eine eigene Blume gewidmet: Das Maiglöckchen. Im Traum würde es ja auch niemand einfallen, die lieblichen weißen Blüten Novemberglöckchen zu nennen!
Dichter und alle Arten Sänger und Songwriter besingen den Mai. Goethe leuchtet in seinem Mailied "herrlich die Natur" und im Mailied von Achim von Arnim und Clemens Brentano klingt es ähnlich: "Die Pforten der Erde, die schließen sich auf/ Und lassen so manches Blümlein herauf/Als Lilien und Rosen/Violen, Zeitlosen/ Cypressen und auch Nägelein". Und selbst nüchternere Gesellen, wie Heinrich Heine rufen überschwänglich über den Mai aus: "Wie ein Meer des Lebens ergießt sich der in die Erde, der weiße Blütenschaum bleibt an den Bäumen hängen."
"Meer des Lebens" - was für ein schönes Bild für den Mai. Wind, Weite, Freiheit schwingen mit.
Große Liebe muss sich groß eben erklären. Auch die zu einem Monat. Ich bin froh, dass ich definitiv mit meiner Sehnsucht nach Leben, das immer neu zarte Blüten treibt, nicht alleine bin.
Heiraten, festhalten darf ich den Mai dennoch nicht: Wenn die wunderbaren Blüten im Herbst wunderbare Früchte tragen können sollen - muss ich ihn ziehen lassen, meinen geliebten Mai.
Immerhin kann ich mich dann auf sonnenglutrote Herbstfrüchte freuen. Die glatt eine neue Liebeserklärung wert sind. Die kommt auch - aber erst wenn der Oktober golden glänzt.