Während ich da sitze, denke ich über dieses mitfühlende "Oje" nach. Übersetzt heißt es ja: "Oje, Sie Arme. Ein Kindergeburtstag. Was für eine Anstrengung." Ja, acht 6.Klässler müssen verpflegt und unterhalten werden. Aber es ist doch nur ein Kindergeburtstag. Und kein Staatsbesuch. Irgendetwas stimmt hier nicht. Und ich weiß nicht was.
Als ich zu Hause den Geburtstagskuchen backe, ziehen die ca. 30 Kindergeburtstagsfeiern der letzten 17 Jahre vor meinem inneren Auge vorbei. Tatütata, die Feuerwehr ist da, haben wir auf dem Weg zur freiwilligen Feuerwehr gesungen. Die Zwerge durften den Schlauch halten, einen Helm aufsetzen und im Führerhaus das Blaulicht einschalten. Wir haben Meisenfutter für den Winter in kleine Blumentöpfe gefüllt, als die Kinder klein waren. Und Kino gespielt, als sie größer wurden. Alles wunderschön. Eigentlich. Uneigentlich habe ich vor allem Druck in Erinnerung. Warum nur?
Meine Gedanken ziehen noch weiter zurück. Seit ich 16 war, habe ich eine Kindergruppe geleitet und Ferienlager organisiert. Mit 30 Kindern. Ins Gebirge und ans Meer. Ganz ohne Nostalgie: Das hat mir so viel Spaß gemacht! Wie kann mich nur ein simpler Kindergeburtstag so unter Druck setzten?
Als ich den Hefeteig fürs Stockbrot am Feuer heftiger als nötig knete, weiß ich die Antwort plötzlich: weil wir unsere Kinder so lieben. Und ein gelungener Kindergeburtstag das ganze Kinderglück auf Erden bedeuten kann. Ein misslungener dafür aber auch einen Weltuntergang. Glückliche Kinder – welche Eltern wollen das nicht? ich will das!
Entspannter hole ich die Brownies fürs Picknick aus dem Ofen. Wie Schuppen ist es mir von der Seele gefallen: Ein Kindergeburtstag ist wichtig. Ja. Aber für einen Weltuntergang braucht es doch ein bisschen mehr. Wird schon werden.
Wird es auch: die Kinder bolzen Fussball auf dem Rasen neben dem Sportplatz. Toben durch den Wald mit den Trimmgeräten. Und tragen respektvoll, staunend und aufmerksam jeder seine Pechfackel den langen Weg bis zu unserem Garten, wo Feuer, Kinderpunsch und die Eltern schon auf sie warten.
Und ich? Ich habe endlich mal einen ganzen Kindergeburtstag genossen!