Chaim Soutine stammt aus einem jüdischen Schtetl bei Minsk. Schon als Kind malt er für sein Leben gern. Aber die gläubigen Eltern verbieten ihm die Malerei. Du sollst dir kein Bildnis machen, steht im Alten Testament. „Er war ein Getriebener. Schon als Kind musste er malen und zeichnen und wurde dafür von seinen Brüdern verprügelt, aber er konnte nicht anders. Und genau das interessiert mich an diesem Malerleben, dieses Getrieben-sein“. Paradies, Schuld, Erlösung und der Schmerz – das sind zentrale Motive in dem Buch.
Soutine flieht aus dem Schtetl, dann in Wilna erste Malversuche und die Reise nach Paris. Ein Traum erfüllt sich, indem er in die Welthauptstadt der Malerei zieht. Als die Nazis in Paris einmarschieren, muss er auf´s Land fliehen. Der körperlich angegriffene Soutine erleidet einen Magendurchbruch, nur eine Operation kann ihm helfen. In einem Leichenwagen versteckt schmuggeln ihn Freunde nach Paris. „Das Leben fährt im Leichenwagen zur letzten Operation“, für Ralph Dutli ist das eine Metapher, die sich nicht nur auf das Leben von Chaim Soutine übertragen läßt: „Soutine ist ein Maler, der das Leben als vom Tod gezeichnet darstellt. So oft hat er tote Tiere gemalt, Fasane, Hasen, denen man das Fell gleich abziehen wird. Das ist die gekreuzigte Kreatur, und ich spüre in diesen Bildern auch den Appell zum Mitleid mit der leidenden Kreatur“, sagt Dutli.