Sabine Kray über ihren Opa „Diamanten Eddie“

"Er hatte das Herz eines Kaninchens – so weich"

„Ich glaube, dass heute wenige wissen, was es bedeutete, Zwangsarbeiter im Krieg zu sein“, sagt Sabine Kray im domradio.de Interview. Ihr Großvater war unter den Nazis polnischer Zwangsarbeiter. Nach dem Krieg wurde er als Gentleman-Ganove und Juwelendieb bekannt. Jetzt hat die Autorin die zwei Leben ihres Großvaters in dem Roman „Diamanten Eddie“ erzählt. „Er ist eben nicht das Opfer geblieben, das er als Zwangsarbeiter war. Er hat mit viel Energie das Leben herumgerissen – wenn auch auf außergewöhnliche Art und Weise“.

Sabine Kray / © Rebecca Sampson
Sabine Kray / © Rebecca Sampson

Sabine Kray hat ihren Opa, den „Diamanten Eddie“, nie kennen gelernt. Sie hörte nur das Raunen und versteckte Staunen, wenn in ihrer Familie von dem prominenten Juwelen-Räuber erzählt wurde. Über sein polnisches Vorleben, seine Verschleppung als Zwangsarbeiter, wußte sie nur wenig. Sie fand einen Wiedergutmachungsantrag, Schreibmaschine, zwei Seiten, den er gestellt hat und damit begann ihre Spurensuche. „Ich habe in den Archiven vor Ort recherchiert und ich habe im Archiv der Stiftung: Erinnerung, Verantwortung, Zukunft zahlreiche sogenannte lebensgeschichtliche Interviews angeschaut“. Diese erschütternden Lebensgeschichten hat Sabine Kray in ihren Roman eingearbeitet und hat so mit der Geschichte ihres Großvaters den Zwangsarbeitern im Krieg eine Stimme gegeben.

In ihrem Roman wechselt die Autorin immer wieder die Zeitebenen. Sie beginnt in den wilden siebziger Jahren, in einer Bar in Mönchengladbach, „Lovers Lane“, die Bar gehörte Günter Netzer, hier war Diamanten-Eddie Stammgast. Rückblickend erzählt sie, wie Eduard Kray mit 15 Jahren bei einem Bombenangriff in Polen seine Familie verliert - und dann seine Leidensgeschichte als Zwangsarbeiter.

„Pico, ein Zeitzeuge aus dem Lovers Lane, sagte nach einer Lesung in Mönchengladbach: Diamanten Eddie hatte das Herz eines Kaninchens – so weich“, erzählt Sabine Kray. Die Autorin hat mit ihrem Roman dem Großvater ein berührendes Denkmal gesetzt. Aber nicht nur das, anhand der Biografie von „Diamanten Eddie“ erinnert sie an das erschütternde Schicksal von über 12 Millionen Zwangsarbeitern und erzählt vom weiter- und überleben nach traumatisierenden Schicksalsschlägen.


Diamanten Eddie in Griechenland / © privat
Diamanten Eddie in Griechenland / © privat