Martin Kordic erzählt, wie ein Kind den Krieg erlebt

„Wie ich mir das Glück vorstelle“

„Die Geschichte ´Wie ich mir das Glück vorstelle´ gibt meinem Romanhelden Viktor Trost und hält ihn am Leben“, sagt Martin Kordic im domradio.de Interview. In seinem Debut-Roman erzählt der Autor vom Krieg in Bosnien aus kindlicher Perspektive.

Martin Kordic / © Martin Lohmueller
Martin Kordic / © Martin Lohmueller

Viktor ist ein besonderer Junge, der unter besonderen Umständen aufwächst. Er kommt behindert auf die Welt, er hat einen offenen Rücken und irgendetwas stimmt mit seinem Kopf nicht, wie er selbst schreibt. Viktor verliert seine Familie im Bosnienkrieg und muss allein überleben. Eine Zeitlang lebt er als Waisenkind in der Gebetsgemeinschaft der Söhne Marias. Dann kehrt er in seine Heimatstadt zurück und findet eigentümliche Weggefährten, einen Einbeinigen, einen Hund und ein rothaariges Mädchen, mit denen sich Viktor in den Ruinen der Stadt durchschlägt.

Viktor überlebt auch, weil er seine Erlebnisse aufschreiben kann. Er bekommt ein Heft geschenkt und beginnt vom Krieg zu erzählen, in kurzen, klaren Sätzen, die kalt sind und erschüttern - dann aber auch voller Sehnsucht und Poesie. „Es ist traurig und in manchen Momenten auch sehr, sehr schön. Es ist immer extrem, es ist entweder extrem traurig oder extrem schön und durch das direkte Aufeinanderprallen dieser extremen Erlebnisse gewinnt das Buch seine besondere Wirkung“, sagt Kordic.

Am Ende seiner Geschichte erzählt Viktor seinen Traum: „Wie ich mir das Glück vorstelle“. Er möchte als Elefant in einer Elefantenherde leben. „Seine Glücksvorstellung ist es, in einer großen, weiblich dominierten Familie zu leben, die ein verwaistes Kind aufnimmt. So wie es bei Elefanten der Fall ist. Da halten auch verschiedene weibliche Generationen die Familie zusammen“, so Martin Kordic.


Martin Kordic / © Martin Lohmueller
Martin Kordic / © Martin Lohmueller