Angelika Klüssendorf über den Ausbruch aus einer Kindheitshölle

Die Schatten der Vergangenheit

„Sie hat das Gefühl, noch in der Kindheit verhaftet zu sein, ein Mädchen, das versucht, sich wie eine Frau zu verhalten, ohne die unsichtbare Grenze dazwischen zu überwinden“, schreibt Angelika Klüssendorf in ihrem neuen Roman „April“ über die junge Frau, die nach einem Weg aus ihrer scheinbar aussichtslosen Vergangenheit sucht. In der Kindheit wurde sie von ihrer sadistischen Mutter gequält und gedemütigt. Die Autorin erzählt im domradio.de Interview, wie es möglich werden kann, „das Dunkle ins Helle“ umzukehren.

Angelika Klüssendorf / © Alex Reuter
Angelika Klüssendorf / © Alex Reuter

Nach dem hochgelobten Roman „Das Mädchen“ schreibt Angelika Klüssendorf die Geschichte ihrer jungen Heldin fort. Ihr Weg führt aus einer Jugend ohne Jugend in ein Leben, das den Umständen abgetrotzt werden muß. Sie gibt sich den Namen „April“ nach einem Song der Gruppe Deep Purple, in dem es heißt: „April ist ein grausamer Monat – grauer Himmel, der eigentlich blau sein sollte“. Weiter ist da dieses Sprichwort: April, April, der macht was er will. „April, die macht, was sie will. Sie nennt sich April aus dieser Mischung von Deep Purple und des Monats, der macht, was er will“, erzählt die Autorin.

„Das Kriegsgeheul ihrer Mutter vernimmt sie nur noch selten“, heißt es am Ende des Romans. April macht sich bewußt, warum sie keine Emotionen erleben kann. „Sie hat sich ihre Gefühle abtrainiert, sonst hätte sie die sadistische Mutter nicht überlebt“, erzählt die Autorin: „Am Ende fängt sie an, sich die Gefühle anzutrainieren und auch Freude auszuhalten“. Angelika Klüssendorf erzählt in kurzen, klaren, kostbaren Sätzen vom möglichen Gelingen eines Ausbruchs aus einer Kindheitshölle. Schließlich beginnt April zu schreiben und sich die Welt mit ihren eigenen Worten zu erobern.


Angelika Klüssendorf / © Alex Reuter
Angelika Klüssendorf / © Alex Reuter