Ein Schwimmbad, ein See, ein Teich, strömender Regen und das Meer – John von Düffels elf „Wassererzählungen“ spielen im, am oder auf dem Wasser. Da ist ein Vater, der mit seiner Tochter eine Kreuzfahrt macht und am Nordkap erfahren muss, dass ihm die Tochter fremd geworden ist. In einer anderen Erzählung dekoriert eine Schwimmerin den Pool eines Stararchitekten wie ein stummer Fisch. „In der Tiefe des Wassers lauert auch die Angst und der Abgrund“, sagt von Düffel im domradio: „Dort lauert etwas, was wir nicht sehen können, was wir verdrängen oder was unbewußt ist.“
„Das Buch soll auch eine Ermunterung sein, den Kontakt zur Natur wieder aufzunehmen und ihn auch ein bisschen in der Sprache vorzuschmecken“, sagt der Autor. Die Natur, das Wasser, ist für ihn ein Zufluchtsort, der uns auch zeigt, wie unverfügbar das Leben ist. In der Erzählung „Die Vorschwimmerin“ macht von Düffel die mythische Kraft des Wassers und des Schwimmens zum Thema. Schwimmen wird zu einem Ritual, das einem Hochamt ähnlich ist.
Wasser als Zufluchtsort – aber auch die Kirche wird in zwei anderen Erzählungen zu einem Ruheort, zum Gegenpol einer nur noch medial geprägten Gegenwart: „Wir sehen nur noch die mediale und digitale Verfügbarkeit von Lebensentwürfen und von Spaßmomenten. Uns kommt etwas abhanden, was wesentlich zum Menschsein dazu gehört: das Verwurzelt sein in der Natur, die Beziehung zur Natur und die Möglichkeit an Höherem teilzunehmen“, sagt John von Düffel.