F.C. Delius sieht den Papst in einer evangelischen Kirche

Die linke Hand des Papstes

Rom 2011. Ein deutscher Archäologe und Fremdenführer entdeckt in einer evangelischen Kirche zufällig den Papst, der dort inkognito betet. "Wenn ich ein frommer Mensch wäre, würde ich sagen, es wäre eine Vision. Ich habe es so geträumt, wie es im Buch beschrieben ist. Ich dachte, auch so ein Traum gehört dann mal aufgeschrieben, wenn er so verwirrend ist – für wen auch immer“, sagt Friedrich Christian Delius im domradio.de Interview.

Friedrich Christian Delius / © Jürgen Bauer
Friedrich Christian Delius / © Jürgen Bauer

Was hat das Oberhaupt der Katholiken in einer protestantischen Kirche zu suchen, mitten in Rom? Das fragt sich der Ich-Erzähler in dem Buch von F.C. Delius "Die linke Hand des Papstes“ und gibt sich einem Wirbel von Fragen und Gedanken hin: "Die Hand, dachte ich am ersten März-Sonntag des Jahres 2011 – was ist mit der Hand? Offen, leicht gebogen aus dem schwarzen Ärmel entspannt nach unten hängend, die Finger locker beieinander, weiß und weichlich, was tut die Hand des Papstes, wenn sie nichts tut?“

Der Ich-Erzähler, der sich selbst „als einen anständigen Ketzer“ bezeichnet, "der weder mit der Blindheit der Knieenden noch mit dem Hochmut der Kirchenhasser geschlagen ist“, denkt darüber nach, ob die linke Hand des Papstes zu einer Ohrfeige fähig wäre, die zum Beispiel Berlusconi verdient hätte, der den libyschen Diktator Gaddafi hofiert. Ihm fällt Augustinus ein, der den Kaiser einst mit achtzig Zuchthengsten bestach, um die Erfindung der Erbsünde durchzusetzen.

"Die linke Hand des Papstes“ ist ein rätselhaftes, ein abgründiges aber auch witziges Buch über Rom, die Kirche und den Papst, der auf abenteuerliche Weise zum Lutheraner wird. Zum neuen Pontifex Franziskus sagt Delius im domradio.de Interview: "Ich finde es sehr beeindruckend, was Franziskus da jetzt in Bewegung setzt. Das ist sehr aufregend, und ich bin neugierig, wie das jetzt weiter geht. Mit Franziskus ist eine neue Epoche angebrochen“.