Weihe und Einführung des neuen Görlitzer Bischofs Wolfgang Ipolt

"Mein Los ist auf ein herrliches Land gefallen"

Den Amtsantritt gleich zweier Bischöfe an einem Wochenende wird es wohl nicht mehr so schnell geben. Nach dem neuen Berliner Erzbischof Rainer Maria Woelki begann nun auch Wolfgang Ipolt in Görlitz seinen Dienst. Am Sonntag empfing er die Bischofsweihe von Woelki, der damit sein neues Hirtenamt erstmals auch außerhalb seines Erzbistums ausübte.

Görlitz: Der Berliner Erzbischof und Metropolit, Rainer Maria Woelki, setzt Wolfgang Ipolt die Mitra auf (KNA)
Görlitz: Der Berliner Erzbischof und Metropolit, Rainer Maria Woelki, setzt Wolfgang Ipolt die Mitra auf / ( KNA )

Mit Woelki waren weitere kirchliche Würdenträger - unter ihnen der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Jean-Claude Perisset, und der Berliner Weihbischof Matthias Heinrich - aus der Hauptstadt in die Neißestadt gekommen. Auch viele weitere Bischöfe aus Deutschland, Polen und Tschechien sowie Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) erwiesen dem neuen Görlitzer Bischof die Ehre.



Still wurde es in der festlich geschmückten und voll besetzten Sankt-Jakobus-Kathedrale, als der Berliner Erzbischof Ipolt die Hände auflegte. Nach Salbung und Überreichen des Evangelienbuches sowie der Bischofsinsignien - Ring, Mitra und Bischofsstab - geleitete Woelki ihn zu seinem Bischofsstuhl. Mit einer Umarmung bekundete jeder der rund 20 anwesenden Bischöfe Ipolt anschließend symbolträchtig seine Unterstützung.



Perisset betonte, das Bistum Görlitz sei zwar "zahlenmäßig klein, glaubensmäßig aber stark". Zugleich verwies er auf die guten Beziehungen zu Polen. Er hoffe, dass Ipolt diese nun fortsetze.

Aachens Bischof Mussinghoff sagte, Ipolt habe sich bereits in der Zeit des Kommunismus entschlossen, "dem Ruf Gottes zu folgen" und Priester zu werden. Auch in einer Zeit der Demütigungen habe er sich immer als Seelsorger erwiesen.



Der Mitgliederzahl nach die kleinste deutsche Diözese

Vor der Weihe hatte Perisset die Bedeutung des Bistums Görlitz hervorgehoben. Mit rund 30.000 Katholiken ist es der Mitgliederzahl nach die kleinste deutsche Diözese. Aber, so Perisset, das Bistum sei zwar "zahlenmäßig klein, glaubensmäßig aber stark". Zugleich sprach er dessen gute Beziehungen zu Polen an. Er hoffe, dass Ipolt diese nun fortsetze.



Der Erfurter Bischof Joachim Wanke kritisierte in seiner Predigt zunehmende gesellschaftliche Fremdheit und Aggressivität gegenüber dem christlichen Glauben. Die Kirche sei jedoch nicht durch Imagekampagnen zu retten, betonte er. Notwendig seien Christen, die sich für andere stark machten und sich für die Schwachen einsetzten.



Wie seine Görlitzer Amtsvorgänger wird auch der in Gotha geborene Ipolt wohl die Deutsche Bischofskonferenz fallweise bei Treffen mit dem polnischen Episkopat vertreten. Bereits nach seiner Ernennung fing er an, Polnisch zu lernen. Der 57-Jährige gab bei seiner Amtseinführung bereits eine kleine Kostprobe seiner neuen Kenntnisse, als er einige Sätze in der Sprache des Nachbarlandes sprach. Die Gottesdienstteilnehmer dankten es ihm mit Applaus.



Passionierter Wanderer

Auf diese Weise brachten die Teilnehmer der Feierlichkeit gleich mehrmals ihre Erleichterung über das Ende der monatelangen Zeit ohne Bischof zum Ausdruck. Ipolt seinerseits bekundete seine Freude darüber, dass sein Los auf "dieses herrliche Land" gefallen sei. Unbekannt ist ihm sein neues Bistum nicht. Seine Priesterausbildung absolvierte er teilweise im damaligen Pastoralseminar Neuzelle, als Regens des Erfurter Priesterseminars lernte er zudem immer wieder Kirchengemeinden des Bistums kennen, als er Priesteramtskandidaten dort besuchte. Zum anderen schätzt der passionierte Wanderer seinen Bischofssitz Görlitz als "wunderschöne Stadt".



Ministerpräsident Tillich wies ihn in seiner Ansprache auf die vielen Wurzeln der Region hin. Wer könne schon sagen, dass in seinem Bistum Brandenburger und Sachsen, Sorben und Niederschlesier lebten und er als Bischof zudem Brückenbauer nach Polen und Tschechien sei, gab er Ipolt auf den Weg. Seine Worte unterstrich der Ministerpräsident, ein Angehöriger der sorbischen Minderheit, mit einer Gratulation auch in seiner Muttersprache.



Als die Feier in der Kathedrale nach drei Stunden endete, stellte Ipolt sich auch vor den Toren vor. Viele waren aus Platzmangel nicht in das Gotteshaus gekommen und hatten draußen ausgeharrt. Sie konnten ihrem neuen Bischof nun persönlich Glück und Segen wünschen.