In russischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Pique Dame

 (DR)

»Was ist unser Leben?«, so fragt der mittellose Offizier Hermann, Tschaikowskis zerrissener und unglücklicher Held. Die Antwort, die er sich selbst gibt, zeugt von Selbsterkenntnisbereitschaft nicht minder als von Preisgegebenheit: »Ein Spiel! Gut und böse – nichts als Träume!« Wahr allein sei als einziger Fluchtpunkt des Lebens der Tod. Das Glück aber präsentiert sich als Chimäre, halt- und wahllos, flüchtig und ungerecht. – Solchem elementaren Zweifel an einem Daseinssinn steht in der vorletzten und erfolgreichsten Oper des russischen Komponisten die schicksalhafte und obskure Aura der geheimnisvollen alten Gräfin entgegen, in deren Tochter Lisa sich der deutschstämmige Außenseiter Hermann zum Verdruss der Adelsgesellschaft verliebt. Hin- und hergerissen zwischen obsessiver Spielsucht und besinnungsloser Zuneigung gerät er immer mehr in den Sog jenes Fluchtpunkts. Am Ende bleibt ihm – als er statt des erwarteten Asses die fatale »Pique Dame« aufdeckt – nur der Weg in den Freitod. Seine Jagd nach Glück gilt dem Geheimnis dreier Gewinn versprechender Spielkarten, das die geheimnisvolle Gräfin einst um den Preis einer Liebesnacht von einem der Magie ergebenen französischen Adeligen erfahren hatte, das aber für den dritten Mann, dem sie es preisgibt, das Todesurteil bedeutet. Die nach Alexander Puschkins gleichnamiger Novelle 1890 entstandene und noch im gleichen Jahr uraufgeführte Oper – »seine bedeutendste, vielleicht auch seine fortschrittlichste« (Mstislav Rostropovich) – entstand in der letzten Schaffensphase Tschaikowskis. Zu Beginn der Arbeit schrieb er über sich selbst in einem Brief: »Ich befinde mich in einem sehr rätselhaften Stadium auf dem Weg zum Grabe. . .«