Fast die Hälfte der Einwohner von Bergamo könnte nach Angaben des Bürgermeisters der italienischen Stadt wahrscheinlich bereits mit dem Coronavirus infiziert gewesen sein. Zumindest habe ein bedeutender Teil der Bevölkerung das Virus gehabt, sagte Giorgio Gori vor Auslandsjournalisten am 9. Juni in Rom. Darauf wiesen Daten einer Gesundheits-App hin, die in Bergamo rund 50.000 Menschen heruntergeladen hätten.
Etwa 35 Prozent erklärten dort demnach, sie hätten typische Corona-Symptome wie Fieber, Husten oder den Verlust von Geschmacks- und Geruchssinn gehabt. Für eine Bild über das Ausmaß des Ausbruchs müsse dann noch eine geschätzte Zahl von Infizierten ohne Symptome berücksichtigt werden.
Die gesamte Provinz Bergamo war einer der Hotspots der Corona-Pandemie in Europa. Zeitweise starben hier so viele Menschen, dass das Militär dabei helfen musste, die Leichen abzutransportieren.
Am 8. Juni hatte der Gesundheitsdienst Bergamo erklärt, dass Bluttests bei etwa 10.000 Menschen ergeben hätten, dass fast 57 Prozent Antikörper entwickelt hatten - was nahelege, dass sie mit dem Virus infiziert waren. Diese höhere Prozentzahl komme wahrscheinlich dadurch zustande, dass vor allem diejenigen getestet wurden, die in Kontakt mit Covid-19-Patienten waren, sagte Gori.
Die Provinz Bergamo, rund 50 Kilometer von Mailand entfernt, hat rund 1,1 Millionen Einwohner, die Stadt selbst 120.000.
(Quelle: dpa, 09.06.2020)