Immer mehr Mädchen von Genitalverstümmelung bedroht

 (DR)

Immer mehr Mädchen sind weltweit nach Einschätzung der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (DSW) von einer Verstümmelung ihrer Genitalien bedroht. Die Praxis sei besonders in geburtenstarken Ländern in Afrika verbreitet, warnte die Organisation am Dienstag in Hannover aus Anlass des Internationalen Tages gegen Genitalverstümmelung am Mittwoch.

Betroffen seien rund 200 Millionen Mädchen und Frauen weltweit, hieß es. Jährlich würden nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation zudem rund drei Millionen Mädchen bedroht. Würden keine signifikanten Fortschritte bei der Zurückdrängung der Praktik erzielt, sei von steigenden Zahlen auszugehen.

Viele Länder hätten bereits Gesetze erlassen, die Genitalverstümmelung verbieten oder einschränken, sagte die Geschäftsführerin der DSW. "Das sieht auf dem Papier gut aus, doch Regierungen tun bislang noch zu wenig, um über diese Gesetze aufzuklären und sie auch wirklich umzusetzen." Es sei höchste Zeit, dass Mädchen auch in der Praxis gleichberechtigt behandelt würden. "Das schließt ihr Recht auf körperliche Unversehrtheit mit ein."

Die SPD-Bundestagsabgeordnete Gabriela Heinrich forderte strikte Gesetze, eine konsequente Strafverfolgung und Aufklärungsarbeit. "Auch Männer müssen beim Thema Genitalverstümmelung einbezogen werden", sagte die Politikerin. Nur mit all diesen Schritten könne der Menschenrechtsverletzung ein Ende bereitet werden.

Die Grünen-Abgeordneten Ulle Schauws und Kirsten Kappert-Gonther verlangten mehr internationales Engagement der Bundesregierung. Auf nationaler Ebene sprachen sie sich für eine langfristig und flächendeckend gesicherte Prävention und Vermittlung von medizinischer und psychosozialer Versorgung aus. Zudem solle es bei Medizin- und Pflegepersonal, Jugendämtern, Kindergärten, Schulen und der Polizei passende Schulungen geben.

Hochrechnungen der Menschenrechtsorganisation Terre des Femmes zufolge leben in Deutschland etwa 65.000 von Genitalverstümmelung betroffene Mädchen und Frauen. Mindestens 15.500 gelten darüber hinaus als gefährdet. Die Organisation ruft für Mittwoch vor dem Brandenburger Tor in Berlin zu einer Kundgebung auf. (KNA, Stand: 05.02.2019)