Das Europäische Solidarnosc-Zentrum in Danzig (Gdansk) erinnert an die gleichnamige Gewerkschaft in Polen. Zugleich geht es auch um weitere demokratische Oppositionsbewegungen in anderen Teilen der Welt. Die Ausstellung dokumentiert an der ehemaligen Lenin-Werft Entstehung und Siegeszug der ersten unabhängigen Gewerkschaft im kommunistischen Europa, die 1989 den Aufstand gegen die Regierung in Warschau anführte.
Unter den fast 1.800 Exponaten ist auch der Kran der Werftarbeiterin Anna Walentynowicz. Als im August 1980 die Arbeiter auf der Werft in den Streik traten, forderten sie zunächst die Wiedereinstellung ihrer gekündigten Kollegin Walentynowicz. Die Arbeitsniederlegungen und die damit verbundenen Auseinandersetzungen führten am 31. August 1980 zum Danziger Abkommen und der Anerkennung der Solidarnosc als Gewerkschaft, an deren Gründung auch Walentynowicz beteiligt war.
Zur Ausstellung gehören zudem Holztafeln mit den Forderungen der Streikenden, die am Tor der Werft hingen. Heute gehören sie zur Liste des Unesco-Weltkulturerbes. Zu sehen ist auch die von Polizeikugeln zerschossene Lederjacke des Werftarbeiters Ludwik Piernicki, der 1970 – also zehn Jahre vor den Solidarnosc-Streiks – bei Unruhen erschossen wurde. An die Todesopfer von 1970 erinnert ein Denkmal nahe dem Solidarnosc-Zentrum.
Die Ausstellung widmet sich auch dem Beitrag des aus Polen stammenden Papstes Johannes Paul II. (1978-2005) zur Gründung und Entwicklung der Solidarnosc. Er hatte unter anderem mit einer Predigt 1979 beim ersten Besuch als Papst in seinem Heimatland zur friedlichen Revolution beigetragen. Während einer Freiluftmesse in Warschau rief er zur Erneuerung Polens auf. Dies wurde als Anstoß zum politischen Umbruch verstanden und stärkte die demokratische Opposition gegen die kommunistischen Machthaber. (kna, 30.08.2018)