Würdigungen zum Tode Giordanos

 (DR)

Der Zentralrat der Juden in Deutschland äußerte tiefe Trauer und Bestürzung über seinen Tod. Giordano habe seine Meinung auch dann unmissverständlich formuliert, wenn es unbequem war, erklärte der Präsident des Zentralrats, Josef Schuster. Seine Beiträge seien zugleich stets von einem hohen Maß von Menschlichkeit gekennzeichnet gewesen. Giordano habe ab 1958 die Prozesse gegen NS-Kriegsverbrecher für den Zentralrat der Juden beobachtet und bis zuletzt als Autor für die "Jüdische Allgemeine" gearbeitet.

Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) verwies auf eine besondere Rolle, die Giordano bei der Aufarbeitung der Verbrechen der Nazi-Ära gespielt habe. So habe er die Bemühungen des Bundesjustiziministeriums unterstützt, seinen Umgang mit der NS-Vergangenheit in den 1950er und 60er Jahren kritisch aufzuarbeiten. 2013 habe er gemeinsam mit der damaligen Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) den Tagungsband "Das Bundesministerium der Justiz und die NS-Vergangenheit - Eine Bestandsaufnahme" vorgestellt.

Der Kölner Oberbürgermeister Jürgen Roters (SPD) würdigte Giordano als große Persönlichkeit, der als glaubwürdiger Mahner das Gewissen einer ganzen Generation verkörpert habe. Der Verstorbene habe die schmerzlichen Erfahrungen seiner Kindheit und Jugend nie vergessen. Sie prägten bis zuletzt sein Denken. "Er kämpfte immer mutig gegen absolutistisch vertretene Weltanschauungen und für eine freie Gesellschaft", so der Bürgermeister.

WDR-Intendant Tom Buhrow lobte Giordano als "leidenschaftlichen Aufklärer, engagierten Journalisten und kritischen Menschen". Er habe "genau da hingeschaut, wo die Ideale von Freiheit und Humanität mit Füßen getreten wurden oder bedroht waren".

Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) hob die Giordanos kritische Auseinandersetzung mit dem Nachkriegsdeutschland hervor. Mit deutlicher Kritik und unmissverständlichen Mahnungen sei er zum Vordenker einer Haltung geworden, "die uns Deutschen zu einer selbstkritischen und auch strengeren Aufarbeitung unserer Geschichte ermutigt hat". Die nordrhein-westfälische Europaministerin Angelica Schwall-Düren (SPD) bezeichnete Giordano als "einen der Wahrheit und der Geschichte verpflichteten Demokraten und Mahner".