Bad Mergentheim feiert 800 Jahre Deutscher Orden

"Win-win-Situation"

Mit einem Gottesdienst und einem Festakt hat Bad Mergentheim am Sonntag der 800-jährigen Präsenz des Deutschen Ordens im Taubertal gedacht. Bis zum Umzug nach Wien residierte hier bis zur Zeit Napoleons die Ordensregierung.

Wappen des Deutschen Ordens an einer Toreinfahrt zum Deutschordensschloss in Bad Mergentheim / © Harald Oppitz (dpa)
Wappen des Deutschen Ordens an einer Toreinfahrt zum Deutschordensschloss in Bad Mergentheim / © Harald Oppitz ( dpa )

Zwischen 1525 und 1809 war dort die Zentrale der Gemeinschaft, die im Mittelalter im heutigen Baltikum über ein Gebiet mit der fünffachen Größe der Schweiz herrschte. Bis heute prägen die Türme des Ensembles des Ordensschlosses das Stadtbild von Bad Mergentheim.

Ordenshochmeister Frank Bayard würdigte beim Festakt das Verhältnis zwischen Stadt und Gemeinschaft bis in die Gegenwart hinein als eine "Win-win-Situation". Die Gemeinschaft habe Mergentheim geprägt, "nicht nur baulich, sondern auch emotional". Oberbürgermeister Udo Glatthaar (CDU) sah eine "Geschichte vom Segen und von Irrwegen".

Als Beispiel nannte er die Nationalsozialisten, die die Geschichte des Ordens für ihre Ideologie missbraucht hätten. Glatthaar betonte, die Menschen im Taubertal identifizierten sich auch im 21. Jahrhundert stark mit dem Orden. Dabei gehe es um dessen geistliches Wirken.

Gemeinschaft untersteht dem Papst

Der Bonner Historiker Udo Arnold, der als Experte für die Geschichte des Ordens gilt und dessen Ehrenritter ist, beschrieb die Entwicklung der Gemeinschaft seit der Gründung im zwölften Jahrhundert. Am 16. Dezember 1219 war Andreas von Hohenlohe dem Orden beigetreten. Er übertrug ihm Ländereien und Rechte in Mergentheim. Heute ist im Schloss das Deutschordensmuseum untergebracht. In einer Sonderschau wird dort die Geschichte des Ordens beleuchtet.

Die Gemeinschaft untersteht dem Papst. Zu ihr gehören rund 100 Priester, etwa 200 Schwestern und 700 Familiaren. Schwerpunkte sind heute Soziales und Bildung. Die von den Brüdern betriebenen Deutschordenswerke besitzen rund 60 Häuser mit 3.000 Plätzen für Suchtkranke und sind somit Marktführer in der Suchthilfe.

Wahrzeichen der Mitglieder ist ein weißer Mantel mit einem schwarzen Kreuz auf der linken Seite. Einmalig ist für katholische Orden, dass die Schwestern als Kongregation den Brüdern beigeordnet sind und gemeinsam Generalkapitel und Generalrat bilden.

 

Quelle:
KNA